Liebesgedichte
Wie ich dich liebe
Wie ich dich liebe? Lass mich die Weisen sagen:
Ich liebe dich, so tief und breit und hoch
Wie meine Seele reicht und weiter noch
Ins Unermessliche, das wir kaum zu betreten wagen.
Ich lieb’ dich so, dass jeden Tag von meinen Tagen
Mich innigstens Verlangen zu dir bringt.
Ich lieb’ dich rein, wie man ums Rechte ringt.
Ich lieb’ dich frei, will nicht nach andrer Meinung fragen.
Ich liebe dich mit Leidenschaft, mit Tiefe,
Mit altem Kummer, frischer Kindergläubigkeit,
Mit einer Liebe, von der ich dacht’, sie schliefe
Bei abgelegten Heiligen. Ich lieb’ dich in der frohen Zeit,
Mit Tränen und jedem Atemzug und riefe
Gern zu Gott: Ich lieb’ ihn noch in Ewigkeit.
Elizabeth Barrett Browning
Jemanden lieben heißt,
als Einziger ein für alle anderen
unsichtbares Wunder zu sehen
Francois Mauriac
Zwei Segel
Erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
wird auch das Empfinden
des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
das andre geht schnell,
verlangt eins zu rasten,
ruht auch sein Gesell.
Conrad Ferdinand Meyer
Es ist Nacht
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält nicht aus,
hält’s nicht aus mehr bei mir.
Legt sich Dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
Christian Morgenstern
Du bist die Sonne,
die nicht untergeht;
du bist der Mond, der stets am Himmel steht;
du bist der Stern, der, wann die andern dunkeln,
noch überstrahlt den Tag mit seinem Funkeln.
Du bist das sonnenlose Morgenrot;
Ein heit’rer Tag, den keine Nacht bedroht;
Der Freud’ und Hoffnung Widerschein auf Erden-
Das bist du mir, was kannst du mehr noch werden!
Hoffmann von Fallersleben
Du bist mein Land
Du bist mein Land, ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn’ Ende wiederkehret.
An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meeresgrundferne.
Christian Morgenstern
Ich und du
Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Träume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Friedrich Hebbel
Liebeskalender
Wann ist zum lieben die beste Zeit?
Wenn der Frühling sich schwingt in den Lüften,
Wenn der Kuckuck ruft so weit, so weit,
Wenn die Bäume blühen und düften;
Du aber am Arme der lieblichsten Frau,
Du wandelst mit Neigen und grüßen
Und windest zum Kranze die Blumen der Au-
O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit?
Wenn der Sommer lächelt, der holde,
Es stehen die Fluren im festlichen Kleid,
Die Ähren prangen im Golde.
Da sitzt die geliebte im blühenden Feld,
Du ruhest ihr kosend zu Füßen,
Und über euch dämmert das wogende Zelt-
O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum lieben die beste Zeit?
Wenn der Herbst sich neiget zu Ende,
Wenn die Buche sich färbt und das Rebhuhn schreit,
Es färbt sich der Wein am Gelände.
Die Kleine, die Feine, die hat sich versteckt,
Sie wirft dich mit Trauben und Nüssen,
Du aber, du hast sie im Fluge entdeckt-
O seliges lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit?
Wenn der Winter knirscht auf dem Eise;
Die Wälder begraben, die Wege verschneit,
O süße Beschwerden der Reise!
Nun sitzt du im Stübchen so traulich und warm,
Es labt dich die Liebste mit Küssen,
Sie hält dich, sie wiegt dich im schwellenden Arm-
O seliges Lieben und Küssen!
So ist zu lieben jedwede Zeit
Die echte, die rechte, die beste,
So halte, o Herz, dich immer bereit,
zu empfangen die himmlischen Gäste!
Und hast du die flüchtige Stund verträumt,
Mit Tränen wirst du es büßen,
So leere den Becher, solang er dir schäumt-
O seliges Lieben und Küssen!
Robert Prutz
Wie ich dich liebe? Lass mich die Weisen sagen:
Ich liebe dich, so tief und breit und hoch
Wie meine Seele reicht und weiter noch
Ins Unermessliche, das wir kaum zu betreten wagen.
Ich lieb’ dich so, dass jeden Tag von meinen Tagen
Mich innigstens Verlangen zu dir bringt.
Ich lieb’ dich rein, wie man ums Rechte ringt.
Ich lieb’ dich frei, will nicht nach andrer Meinung fragen.
Ich liebe dich mit Leidenschaft, mit Tiefe,
Mit altem Kummer, frischer Kindergläubigkeit,
Mit einer Liebe, von der ich dacht’, sie schliefe
Bei abgelegten Heiligen. Ich lieb’ dich in der frohen Zeit,
Mit Tränen und jedem Atemzug und riefe
Gern zu Gott: Ich lieb’ ihn noch in Ewigkeit.
Elizabeth Barrett Browning
Jemanden lieben heißt,
als Einziger ein für alle anderen
unsichtbares Wunder zu sehen
Francois Mauriac
Zwei Segel
Erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
wird auch das Empfinden
des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
das andre geht schnell,
verlangt eins zu rasten,
ruht auch sein Gesell.
Conrad Ferdinand Meyer
Es ist Nacht
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält nicht aus,
hält’s nicht aus mehr bei mir.
Legt sich Dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
Christian Morgenstern
Du bist die Sonne,
die nicht untergeht;
du bist der Mond, der stets am Himmel steht;
du bist der Stern, der, wann die andern dunkeln,
noch überstrahlt den Tag mit seinem Funkeln.
Du bist das sonnenlose Morgenrot;
Ein heit’rer Tag, den keine Nacht bedroht;
Der Freud’ und Hoffnung Widerschein auf Erden-
Das bist du mir, was kannst du mehr noch werden!
Hoffmann von Fallersleben
Du bist mein Land
Du bist mein Land, ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn’ Ende wiederkehret.
An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meeresgrundferne.
Christian Morgenstern
Ich und du
Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Träume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Friedrich Hebbel
Liebeskalender
Wann ist zum lieben die beste Zeit?
Wenn der Frühling sich schwingt in den Lüften,
Wenn der Kuckuck ruft so weit, so weit,
Wenn die Bäume blühen und düften;
Du aber am Arme der lieblichsten Frau,
Du wandelst mit Neigen und grüßen
Und windest zum Kranze die Blumen der Au-
O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit?
Wenn der Sommer lächelt, der holde,
Es stehen die Fluren im festlichen Kleid,
Die Ähren prangen im Golde.
Da sitzt die geliebte im blühenden Feld,
Du ruhest ihr kosend zu Füßen,
Und über euch dämmert das wogende Zelt-
O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum lieben die beste Zeit?
Wenn der Herbst sich neiget zu Ende,
Wenn die Buche sich färbt und das Rebhuhn schreit,
Es färbt sich der Wein am Gelände.
Die Kleine, die Feine, die hat sich versteckt,
Sie wirft dich mit Trauben und Nüssen,
Du aber, du hast sie im Fluge entdeckt-
O seliges lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit?
Wenn der Winter knirscht auf dem Eise;
Die Wälder begraben, die Wege verschneit,
O süße Beschwerden der Reise!
Nun sitzt du im Stübchen so traulich und warm,
Es labt dich die Liebste mit Küssen,
Sie hält dich, sie wiegt dich im schwellenden Arm-
O seliges Lieben und Küssen!
So ist zu lieben jedwede Zeit
Die echte, die rechte, die beste,
So halte, o Herz, dich immer bereit,
zu empfangen die himmlischen Gäste!
Und hast du die flüchtige Stund verträumt,
Mit Tränen wirst du es büßen,
So leere den Becher, solang er dir schäumt-
O seliges Lieben und Küssen!
Robert Prutz
Education Scouts - 30. Mai, 18:51