Kindergeschichten

Dienstag, 30. Mai 2006

Das erste große Abenteuer des kleinen Storches

Das erste große Abenteuer des kleinen Storches Lisa- Marie

Siehst Du die kleine Stadt dort hinter den Bäumen?
Ja genau die, mit dem großen, roten Schornstein dort links bei dem Bauernhof!
Dort wohnt Bauer Müller mit seinen vielen Schweinen, Kühen, Katzen, Hunden und Hasen - aber hoppla, was ist denn dort heute los? Wieso sind denn alle so nervös und laufen aufgeregt umher?
Wir wollen einmal den Lieblingshasen der Familie befragen:
„Hallo Moritz, so bleib doch einmal kurz stehen! Wieso sind denn alle so aufgeregt? Ist etwas passiert?“
„Etwas passiert? Da fragst Du noch? Schau doch einfach einmal nach oben, dann weißt Du schon, was heute für ein besonderer Tag ist!
Und, ist es Dir wieder eingefallen?“, fragt Moritz der Hase.

Verdutzt blicke ich zu dem großen Schornstein hinauf, der alle Gebäude weit und breit überragt. Dort, hoch oben wohnt nämlich Storchenfamilie Seger.
Ja, jetzt fällt es mir wieder ein:
Genau heute an diesem sonnigen Sommertag, am ist nämlich das kleine Storchenbaby Lisa Seger zur Welt gekommen.
Alle waren schon Wochen und Monate vorher aufgeregt gewesen, wie Du ja an dem Getümmel auf dem Bauernhof erkennen kannst.
Aber besonders gespannt waren natürlich, Mama Dani, Papa Ralph und der kleine Max, der sich wohl am meisten auf sein kleine Schwester gefreut hatte.
Immerhin hatte Lisa neun lange Monate auf sich warten lassen.


Siehst Du, wie alle strahlen? Ja, die kleine Lisa ist ein richtiger Sonnenschein.
Und Hunger hat sie auch schon, so wie sie schreit. Aber wo ist denn ihr großer Storchenschnabel? - man kann ihn vor lauter Federn gar nicht richtig erkennen.
Ah, da kommt auch schon Mama Dani und gibt ihr etwas zu essen - mmh, das schmeckt gut und macht müüüüde, uah!
Psst, ich glaube wir kommen wieder, wenn sie ausgeschlafen hat, so eine Geburt kann ganz schön anstrengend sein. - auch für andere, Hase Moritz hat sich auch schon schlafen gelegt.


Ah, heute ist Lisa schon etwas munterer. Gerade geht sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, dem Essen. Damit sie einmal so groß und stark wie ihr Bruder wird, sagt Max immer.
Aber etwas scheint sie traurig zu stimmen. Sie ist heute sehr still und blickt immer wieder nach unten, wo sich die anderen Tiere tummeln. Max scheint es auch schon aufgefallen zu sein und er fragt Lisa:
„Was ist denn heute mit Dir los? Du schaust, als hätten wir sieben Tage Regenwetter, dabei ist doch so ein schöner Sommertag so richtig zum entspannen und Kühe ärgern!“
„Genau das ist es ja, Maxi“, antwortet Lisa.
„Während Du herumfliegen kannst und Kühe ärgern oder mit den Schweinen spielen kannst, muss ich hier oben warten, bis Mama und Papa vom Frösche fangen zurück sind - wie langweilig!!!“, stöhnt sie.
Max entgegnet pflichtbewusst:
„Aber Lisa, Du weißt doch, dass Du noch zu klein zum Fliegen bist und Deine Flügel Dich noch nicht tragen würden.“
Ja das weiss Lisa schon. Natürlich weiss sie das. Immerhin bekommt sie von Mama und Papa am Tag oft genug gesagt, dass sie keine Dummheiten machen soll, sich nicht zu weit über den Nestrand beugen soll und unter gar keinen Umständen etwas aus dem Nest werfen soll, da sonst jemand getroffen werden könnte. Natürlich weiss sie das. Immerhin war sie jetzt schon ein paar Wochen alt und schon lange kein Baby mehr - natürlich nicht.
Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihr Nest langsam satt hatte. Sie wollte endlich einmal so ein richtiges Abenteuer erleben!
Am meisten jedoch hatte sie einen Wunsch einen richtig großen Wunsch, den Wunsch aller Wünsche. Sie wollte einmal dabei sein, wie ihre Eltern ein Baby an eine Familie brachten.


Wie Du ja weißt, bringen Störche die Babys. Aber leider nur die Erwachsenen Störche. Kindern, wie Max oder noch kleineren Kindern, wie Lisa ist es verboten, Babys zu überbringen, geschweige denn dabei zu sein, wie ein Baby überreicht wird.
Papa Ralph sagt immer zu Lisa:
„Da musst Du schon ein Weilchen warten, bis Du schon richtig fliegen kannst. Dann kannst Du anfangen, von uns zu lernen, denn so ein Babytransport ist eine große Verantwortung für einen Storch. Nicht auszudenken, wenn dem Baby beim Flug etwas zustoßen würde. Deshalb fliege ich auch immer mit deiner Mutter zusammen, damit im Notfall immer einer zur Seite steht und eingreifen kann, falls Gefahr droht.“
Ja Lisa war ja wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Was sie jedoch am meisten ärgerte, war der letzte Satz ihres Vaters, den er immer sagte, wenn Lisa um etwas bat:
„Und außerdem bist Du immer noch ein fast selbst ein Baby, wie stellst Du Dir das eigentlich vor?“
Dieser Satz traf Lisa immer sehr hart. Heimlich sehnte sie nun den Tag herbei, an dem sie richtig gut fliegen könnte und ihre Eltern auf einer ihrer Touren begleiten würde.
Ihr Kummer war jedoch schnell vergessen. Denn noch am gleichen Tag passierte etwas, von dem sie am Morgen nicht zu träumen gewagt hatte.

Mama Dani, hatte schon den ganzen Tag nachgedacht, wie sie ihrer betrübten Tochter eine Freude machen könnte. Deshalb hatte sie Ralph, der heute bei diesem Wetter bei bester Laune war zu einem kleinen Gefallen für Lisa überreden können, als sie beim Frösche fangen waren.
Glücklicherweise hatte Papa Ralph eingewilligt.

Beim Abendessen fragte Mama nun ganz beiläufig, ob Lisa nicht Lust hätte, den Bauernhof einmal von unten zu betrachten.
Lisa dachte, sie hätte sich verhört und fragte:
„Mama, was hast Du gesagt, ich glaube ich habe Dich nicht richtig verstanden!“
Mama Dani wiederholte ihre Frage und Lisa antwortete nur:
„Hää? Wie soll denn das funktionieren?“
„Na ja, wir haben uns gedacht, weil Du immer hier oben herumsitzen musst, könnte ich Dich morgen auf meinem Rücken nach unten tragen. Immerhin ist die Strecke nicht allzu lang und wenn Du Dich gut festhältst.....“
Aber weiter kam Papa Ralph gar nicht, denn Lisa war ihm schon um den Hals gesprungen. Sie drückte ihn ganz fest, so fest, dass sie davon ganz müde wurde und sofort in Papas Armen einschlief.
Und weißt Du auch, wovon sie geträumt hat? Bestimmt von den Hunden, Katzen und Kühen, mit denen sie morgen selbst sprechen würde.


Ganz früh wachte Lisa am nächsten Morgen auf - immerhin gehörte der Tag sozusagen ihr und den wollte sie so lange wie möglich ausnutzen, dachte sie sich. Eilig versuchte sie Bruder Maxi aus dem Schlaf zu rütteln. Jedoch vergebens, ihr Bruder war ein richtiges Murmeltier, den wohl nicht einmal ein Elefant mit seinem lauten Tröten aus dem Schlaf reißen könnte.
Doch ihre Mühen hatten sich gelohnt, denn von ihrem angestrengten Stöhnen wachten sogar Mama Dani und Papa Ralph auf. Unglaubwürdig und verwirrt blickten sie sich an und fragten Lisa im Chor:
„Was machst Du denn schon so früh auf? Du bist doch sonst ein Langschläfer, der nicht aus dem Bett zu kriegen ist. Ist etwas passiert?“
Lisa sah sie empört an und antwortete bestimmt:
„Na ihr seid mir ja schöne Eltern, erst versprecht ihr mir, dass ich heute auf den Bauernhof darf und jetzt tut ihr so, als wüsstet ihr von nichts. Tsss!“
Ah, jetzt verstand Ralph seine kleine Tochter. Sie war einmal wieder so besessen von der Idee gewesen, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass es erst fünf Uhr war und die Sonne noch nicht einmal richtig aufgegangen war. „Ach Lisa“, beruhigte er sie.
“Sobald der Hahn das erste Mal gekräht hat, verspreche ich Dir, werden wir nach unten fliegen. Abgemacht?“
„Abgemacht!“, rief sie.
Aber die Zeit wollte und wollte nicht vergehen und Lisas Augen wurden immer schwerer. Doch sie hätte nie zugegeben, dass so eine Mütze voll Schlaf nicht gerade schlecht für sie gewesen wäre.
Plötzlich aus der Ferne hörte sie ein leises KIKERIKII, KIKERIKII, das immer lauter wurde: KIKERIKII, KIKERIKII. Sie war schlagartig wieder glockenhell.
Freudig sprang sie im Nest auf und ab. Nun wachte auch der größte Langschläfer der Familie, nämlich Maxi auf. Er wäre vor lauter Schreck fast aus dem Nest gepurzelt, hätte es Mama Dani nicht rechtzeitig bemerkt und ihn gerade noch an den Schwanzfedern zu fassen gekriegt. „Puh, Lieschen, Lieschen, wenn Du weiter so stürmisch bist, hast Du das Nest bald für Dich allein!“ scherzte Dani. „Kann es jetzt endlich losgehen?“ „Ja Lisa, es kann!“ antwortete Papa Ralph, „Normalerweise gehe ich ja nicht ohne Frühstück aus dem Haus, aber ich fürchte, es passiert sonst noch ein Unglück!“ „Jipiii, Jipiii“, riefen Lisa und Max gleichzeitig,
Max freute sich wahrscheinlich noch mehr auf den Ausflug als Lisa, nicht weil der Bauernhof für ihn fremd gewesen wäre - nein, das nun wirklich nicht - immerhin spielte er dort jeden Tag. Er dachte nur, es täte Lisa einmal gut, sich so richtig auszutoben und auf dem Bauernhof könne hierbei vielleicht nicht so viel passieren! Ach Maxi, wie sehr man sich doch irren kann.


Jetzt war der große Moment gekommen. Lisa schwang sich auf Paps Rücken und rief: „Los, los, so schnell Du kannst, Papa!“ Papa Ralph war da schon etwas kritischer aber er lachte nur.
Ab ging die Post, hui war das ein Spass. Du denkst jetzt sicherlich für Lisa - falsch gedacht, Lisa wurde nämlich plötzlich mucksmäuschenstill, wie noch nie und ihr Gesicht verfärbte sich in alle möglichen Grüntöne. Mama Dani und besonders der kleine Max fanden das sehr lustig, denn so ein wenig Schadenfreude tat nicht weh, dachte er.



Papa Ralph, der förmlich spüren konnte, wie es um seine arme Tochter stand, hatte eigentlich vorgehabt, ihr ein wenig von der Umgebung zu zeigen. Nun flog er jedoch ganz behutsam und ohne Umwege nach unten, so dass sie nach wenigen Minuten bereits unten angekommen waren.
Hier ging es Lisa auch gleich schon wieder so gut, dass sie der Familie lautstark verkündete:
„Wieso muss man Fliegen überhaupt lernen, das ist doch Pipifax. Ausserdem ist es mir nur ein wenig flau im Magen geworden, weil wir nicht gefrühstückt haben und ...“
Halt, das mit dem Übermüdet wollte sie besser nicht erwähnen, sonst hätten sich die anderen nur bestätigt gefühlt und das wollte sie nicht. Es war ihr auch so schon peinlich genug, dass sie ihren ersten Flug nicht ganz vertragen hatte. Am liebsten wollte sie nie wieder hochfliegen, aber das hätte sie nie zugegeben.
Auf dem Bauernhof war jetzt bereits Hochbetrieb.
Bauer Müller fütterte die Hühner, die schon fleißig ihre Frühstückseier gelegt hatten.
Manche Kühe wurden gerade gemolken, während andere schon auf die Weide getrieben wurden. Die Katzen waren in der Scheune eifrig damit beschäftigt, Mäuse zu jagen und die Enten und Gänse schnatterten aufgeregt über die Schweine, weil sie schon wieder so dreckig waren.
Doch als sie Lisa sahen, machten alle kehrt und bildeten einen großen Kreis um sie.
Lisa hörte nur noch muh, mäh, miau, wau, oink, quak...- ein heilloses Durcheinander also!
„Nun einmal langsam!“, rief eine freundliche Stimme. Es war Moritz, der Hase. Er hieß Lisa im Namen der Tiere des gesamten Bauernhofes Willkommen und sagte, dass er sich sehr freue, dass sie einmal zu Besuch komme.

Lisa war natürlich auch sehr erfreut und ließ sich sogleich alles auf dem Bauernhof zeigen, was sie bis jetzt immer nur von oben gesehen hatte.
Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. All die Traktoren, Mähdrescher und Maschinen faszinierten sie so sehr, dass sie alles um sich herum vergaß.
Als sie alles erkundet hatte, fragten sie einige Tiere:
„Willst Du nicht ein Wettrennen gegen uns machen?“ „Natürlich, wer als erstes bei dem Heuwagen ist, hat gewonnen!“, entgegnete Lisa.
Die anderen willigten ebenfalls ein und es ging „Auf die Plätze, fertig, los!“
Wie wild rasten alle los. Allen voran natürlich Lisa mit ihren langen Storchenbeinen.
Dabei übersah sie jedoch die Schaufel, die auf den Boden gefallen war.
Als sie nun fast am Ziel angelangt war wollte sie mit einem Satz auf den Wagen springen. Sie sprang jedoch nicht weit genug und landete genau auf der Schaufel, die vor dem Heuwagen lag.
Diese schnellte hoch, was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn nicht Henne Susi genau in dem Moment auf den Schaufelgriff getreten wäre. Diese wurde nun sofort in die Luft gewirbelt.
Man konnte nur noch einige Federn fliegen sehen und Susi laut um Hiiiilfe schreien hören.
Zum Glück war der Heuhaufen groß genug und Susi landete weich, ansonsten hätte das schlimme Folgen haben können.
Lisa rief nun ganz betreten:
„Aber wenigstens hast Du jetzt gewonnen, Susi!“ und alle begannen nun herzhaft zu lachen.


Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es nach dem Schreck auch schon wieder weiter, denn Ente Anna hatte vorgeschlagen, ihr Lieblingsspiel zu spielen, das Versteckspiel.
„Ist gut, aber nur, wenn ich suchen darf!“, rief Lisa gleich dazwischen.
„Na gut, weil Du heute unser Ehrengast bist“, gab Anna nach, die sonst eigentlich immer die anderen suchen durfte. „Also ich zähle bis dreißig und ihr dürft euch nur auf dem Hof verstecken!“, stellte Lisa fest.
„Eins, zwei, drei ... zwanzig,... neunundzwanzig, dreißig -komme, nehmt euch in Acht - hihi!“
Nun begann Lisa eifrig zu suchen, im Traktor, hinter dem Haus und hinter allen Büschen - vergebens. Doch - psst - was war denn das für ein Geräusch aus der Scheune?
Da hatte sich bestimmt jemand versteckt.
Langsam und vorsichtig, wie eine Raubkatze schlich sie sich an, doch „Hilfe, was war denn das?“
Eine riesige Puppe stand vor ihr!
Sie erschrak darüber so sehr, dass sie gegen das Regal hinter ihr stieß und den großen Futtereimer mit den Körnern für die Hühner herunterwarf.
Dann hörte man nur einen lauten Aufschrei und unter dem Eimer kam Ente Anna zum Vorschein, die über und über voll mit Körnern für eine ganze Woche war.
„Ach Lisa, vor der Vogelscheuche brauchst Du nun wirklich keine Angst haben, die stellt der Bauer nur den Sommer über in die Scheune, weil er sie ja nur im Frühjahr auf den Feldern benötigt“, erklärte Ente Anna, die Lisa gar nicht böse war.
Nach und nach krochen alle Tiere aus den Verstecken. Das Gelächter über die begossene Ente wurde immer größer.
Lisa war das alles ganz peinlich. Wenn sie doch nicht immer so tollpatschig wäre.
Aber keiner nahm ihr etwas übel, nicht einmal der Bauer, der schon wieder alle Körner zusammengefegt hatte.



Als Ralph und Dani auch noch von Lisas zweiten Streich hörten, entschlossen sie sich, wieder nach Hause zu fliegen:
„Lisa, es wird langsam Zeit für Dich, ins Bett zu gehen und ausserdem haben die Tiere und Du wahrlich genug erlebt!“ „Na gut“, willigte Lisa ohne große Widerworte ein.
Sie hätte Mama und Papa sowieso nicht mehr umstimmen können und ausserdem, uah, und ausserdem war sie sehr, sehr müde.
Das einzige, was ihr nun noch Sorgen bereitete war der Heimflug. Diese Sorge erübrigte sich allerdings von selbst, denn schon nachdem sie auf Papas Rücken lag war ein leises, gleichmäßiges Rrsch, Rrsch von ihr zu hören. Nicht einmal die Abschiedsgrüße der anderen konnten sie wecken, so tief war sie eingeschlafen.
Am nächsten Morgen war ihre Mutter sehr früh fortgeflogen, um einige Erledigungen zu machen und diese dann zu Oma und Opa Gernet zu bringen.
Also war Lisa heute ganz alleine mit ihren beiden Männern.

Doch das sollte sich bald ändern, denn ein fremder Storch kam zu Besuch und meldete:
„Hallo Ralph, es tut uns leid, wir wissen, dass Du und Dani heute eueren freien Tag habt. Einer unserer Boten liegt jedoch mit Schnupfen im Bett und wir wissen nicht, wo wir auf die Schnelle so ein zuverlässiges Team, wie euch, auftreiben sollen.
Könntet ihr nicht den Job übernehmen? Bitte, es ist dringend, selbst ich habe schon zwei Transporte heute.
Ich habe das Baby auch gleich mitgebracht, weil es wirklich schrecklich eilt!“
So langsam verstand Lisa, was hier vor sich ging.
Papa und Mama hatten zwar heute frei aber ein Babybote war krank und jetzt sollten sie den Transport übernehmen. Lisa dachte, sie war gar nicht so dumm für ihr Alter, obwohl sie immer alle für so klein hielten.
Papa Ralph grübelte lange nach, denn immerhin war Mama Dani bestimmt noch länger unterwegs und er konnte den Transport schließlich nicht allein machen.
„Na ja, wenn es heute wirklich so knapp ist, müssen wir einfach eine Ausnahme machen, die mir eigentlich nicht so recht ist. Maxi, hättest Du nicht Lust, den Flug mit mir zu machen? Eigentlich wollten wir Dich erst später mitnehmen, wenn Lisa größer ist und ganz alleine im Nest bleiben kann aber wenn es wirklich nicht anders geht ...“
Was für eine Frage, natürlich, hatte Maxi Lust, und Lisa ging dabei einmal wieder leer aus.
Sie, das Baby, auf das man ständig aufpassen musste, weil sie ja noch soo klein war.
Das war gemein, sie wünschte sich mindestens genauso dabei zu sein, wenn die Familie ihr Baby bekommen würde.
Papa Ralph hatte bemerkt, dass Lisa etwas nicht passte aber er wusste auch, dass der Transport so schnell wie möglich gemacht werden musste und so versuchte er sie nur ein wenig aufzumuntern.
„Lisa, wenn Du größer bist und fliegen kannst, dann darfst Du mitfliegen, das weißt Du.
Du siehst doch selbst, dass Du jetzt unmöglich mitkommen könntest.
Soll ich Dich schnell nach unten zu den Tieren bringen?“
„Nein, ich will lieber hier bleiben!“, antwortete Lisa rasch.
„Nein? Du kannst doch nicht hier ganz alleine bleiben, so hoch oben. Stell Dir nur vor, es passiert Dir etwas.“
„Was soll denn schon groß passieren? So klein bin ich auch nicht mehr!“
„Na schön, aber keine Turnereien auf dem Nestrand und lehne Dich ja nicht zu weit über!!!
Also ganz wohl ist mir bei der Sache nicht. Willst Du nicht doch nach unten, da kannst Du dann spielen.“
„Nein, ich bleibe hier! Aus basta!“
„Wir beeilen uns,“ rief Maxi noch schnell und weg waren sie auch schon.

Obwohl Lisa ganz gerne mit den anderen gespielt hätte, war sie viel zu stolz gewesen, das zuzugeben.
Immerhin wollte sie Papa Ralph beweisen, dass sie schon groß genug war, auch einmal alleine zu bleiben.
Sie war ja kein Baby mehr.
Doch die Zeit verging und Maxi und Papa waren immer noch nicht zurück und von Mama war auch keine Spur in Sicht.
„Hätte mich Papa doch heruntergebracht, dann könnte ich mit den anderen Versteck spielen, das wäre viel schöner, als hier oben zu warten.“ Das lange Warten machte sie langsam übermütig und sie begann erst einen kurzen, dann einen längeren Blick nach unten auf den Hof zu werfen. „So ein Mist, ich kann immer noch nicht viel sehen“, sagte sie und beugte sich noch ein Stück und noch ein Stück und.... Da kam plötzlich ein Windstoß von hinten und Lisa konnte sich nicht mehr halten. Da war es auch schon passiert, sie schrie und schrie um Hilfe aber keiner hörte sie, sie schlug wild mit ihren Flügelchen aber das nützte nichts, immer näher und näher kam sie dem Boden entgegen.



Lisas Sturz hätte wohl auch böse geendet, wäre nicht Wachhund Benni von Lisas Hilferufen aus seinem Mittagsschlaf erwacht. Sogleich alarmierte er alle anderen Tiere.
Diese schoben dann zusammen den Heuwagen, in den Henne Susi gestern hineingefallen war, genau unter Lisas Flugbahn.
Lisa fiel somit Gott sei dank unversehrt ins weiche Heu. Puh, war das eine Aufregung gewesen!!!
Diesmal konnte sich Lisa nicht herausreden und begann vor all dem Schreck und weil sie diesmal eine Riesenfehler gemacht hatte laut und bitterlich zu Schluchzen.

Glücklicherweise waren Maxi und Ralph gerade von ihrer Tour zurückgekommen und waren somit gleich zur Stelle, um ihren Bruchpiloten zu trösten, der sich inmitten all der Tiere befand.


Als Lisa die beiden entdeckte, begann sie noch mehr zu weinen, da sie fürchtete, Papa Ralph wäre böse auf sie. Zu ihrem Erstaunen jedoch, umarmte er sie liebevoll und fragte:
„Ist alles in Ordnung mit Dir? Was machst Du denn für Sachen. Lisa, es tut mir so leid, dass wir Dich alleine gelassen haben!
Du bist doch unser Nesthäkchen, stell Dir vor es wäre etwas passiert, nicht auszudenken ist das...“
Nun kam auch Mama hinzu, die gleich losgeflogen war, als sie von dem Unfall gehört hatte.
Papa, Mama und Max bedankten sich auch bei all den Tieren, ohne die wirklich ein Unglück passiert wäre. Ausser einer kleinen Schramme am Bein hatte Lisa wirklich einen Schutzengel gehabt.
Sie schwor sich, nie wieder so stolz oder zornig zu sein. Denn das hatte ihr die ganze Sache ja schließlich eingebrockt und immerhin hatte sie genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie vorgehabt hatte.
Sie wollte allen beweisen, dass sie schon groß war.

An diesem Abend schlief sie mit einem ganz schlechten Gewissen und ohne viel zu reden ein.
Papa Ralph und Mama Dani und sogar der kleine Maxi, der heute länger aufbleiben durfte, weil er Papa heute so schön geholfen hatte hingegen, redeten noch sehr lange über den heutigen Tag und das an dem Vorfall Lisa keine Schuld traf, denn es hätte einfach jemand bei ihr bleiben müssen. Maxi entschied deshalb:
„Mama, Papa, ich finde, wir müssen Lisa eine Freude machen, um ihr zu beweisen, dass wir ihr nicht böse sind und sie ganz doll lieb haben!“
„Das ist eine gute Idee. Fragt sich nur wie wir ihr eine Freude machen können.“, antwortete Dani.
„Hm, was ist denn Lisas größter Wunsch!“, grübelte Ralph. Ah, da hatte er plötzlich eine Idee.
„Mal sehen, ich glaube...“ „ Was denn, sag schon“ fragten Maxi und Dani neugierig.
„Wartet doch einmal kurz, ich bin mir nicht ganz sicher“
Er holte ein großes Buch, in dem alle Geburten verzeichnet waren, die für diesen Monat angekündigt waren.
Diese Babys sollten die Störche dann überbringen.
Da stand: 29.9.2001; Baby für Bauersfamilie Müller um 9 Uhr 30.
Also hatte er sich doch nicht getäuscht, dass das Kind von Bauer und Bäuerin Müller morgen zur Welt kommen würde und zufälligerweise Dani und Ralph den Auftrag übernehmen sollten.
Jetzt war es allen drei klar.
„Juhu, wir werden Lisa ihren größten Wunsch erfüllen können!“ jubelten sie.
„Aber jetzt wird es auch langsam Zeit für uns!“ sagte Dani, es war immerhin schon sehr spät geworden.

Der nächste Morgen war sehr seltsam.
Lisa wachte auf und sogar Maxi der Langschläfer war schon auf den Beinen.
Warum schmunzelten denn alle so?
„Was ist denn los? Hat heute jemand Geburtstag oder so?“, fragte Lisa.
„Nein, viel besser!“ lachten alle zusammen.
„Lisa, wir haben heute etwas mit Dir vor. Wir möchten Dir Deinen allergrößten Wunsch erfüllen.“, erklärte Papa.
„Du wünschst Dir doch immer einmal dabei zu sein, wenn wir ein Baby überbringen. Heute geht dieser Wunsch in Erfüllung. Sofort, wenn Du möchtest.“
„Sofort, aber wieso...“ wollte Lisa verdutzt fragen.
Aber dazu war keine Zeit.
Papa Ralph schwang Lisa schon auf seinen Rücken, Mama nahm das Tuch mit dem Baby in den Schnabel und Max flog neben Mama Dani her. Für diese kurze Strecke musste einfach einmal eine Ausnahme gemacht werden, hatten sie heute morgen beschlossen.


Jetzt waren sie auch schon am Fenster des Hauses von Bauer Müller angelangt.
Es war genau 9 Uhr 30. Alle Tiere auf dem Bauernhof hatten sich schon versammelt, um das freudige Ereignis mitzuerleben. Sie mochten den geduldigen Bauern und seine Frau nämlich sehr und die beiden hatten sich schon sehr lange ein Kind gewünscht.
Der Bauer öffnete das Fenster und brachte das kleine Baby , das nun nach seiner Mama schrie zu seinem Bettchen, bei dem die Bäuerin schon wartete.
Da fragte der Bauer: „Lisa magst Du nicht reinkommen, immerhin hast Du uns ja unser kleines Mädchen gebracht, das wir uns schon so lange gewünscht haben. Dafür möchten wir Dir danken!“
„Ja, unsere Lisa ist schon eine richtig Große, der man solche Aufgaben durchaus anvertrauen kann!“, sagte Papa Ralph stolz.
War das wirklich wahr, sie war kein kleines Baby mehr?
Lisa konnte jetzt gar nichts mehr sagen, sie war so überwältigt, von dem was heute passiert war. Sie verstand die Welt nicht mehr. „ Na los, geh schon!“, forderte sie Mama Dani auf. Das Baby war noch ganz klein und jetzt, als es Lisa sah, fing sie an zu lachen.

„Na mein Mädchen, wir haben noch gar keinen Namen für Dich“, sagte die Bäuerin.
„Hm, was hältst Du von... Lisa _ Marie, das ist doch ein schöner Name, findest Du nicht!“ schlug der Bauer vor.
„Ja, Lisa Müller, das hört sich schön an“, fand auch die Bäuerin.
Und weißt Du, wer es am schönsten fand? – ja, natürlich Lisa.

Lisa machte einen riesigen Satz auf Mama, Papa und Ralph zu und jubelte. Auch die Tiere, die das Gespräch verfolgt hatten begannen zu jubeln und zu klatschen und dann rief Lisa: „Ich hab euch alle soooo lieb und diesen Tag werde ich nie vergessen!!!!“
Und noch aus der Ferne war das Gejubel, Gegrunze und Geschnatter... zu hören.


Und wenn Du einmal einem Storch begegnest,
dann kannst Du ihn ja einmal fragen,
ob er die Geschichte
von der kleinen Lisa auch kennt,
ich sag Dir, er tut es bestimmt...

Geschichten zur guten Nacht

Higs der Bär sagt gute Nacht

Hallo Du, ja, genau Dich meine ich!
Ach so, ja vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen -Tsss, wie unhöflich von mir.
Ich bin Higs, der Bär.
Du fragst dich jetzt sicher, weshalb ich so einen seltsamen Namen trage.
Nun, Du solltest wissen, dass ich kein gewöhnlicher Bär bin.
Ich bekomme nämlich bei jeder klitzekleinsten Aufregung einen Schluckauf und muss ständig higsen- hihi!
Higs, ach nein, jetzt geht es schon wieder los!
Ich habe nämlich -higs- einen wichtigen Auftrag bekommen.
Ich soll Dir eine Freude bereiten, indem ich Dir einige Geschichten erzähle, damit Du besser schlafen kannst -higs!
Na hoffentlich legt sich meine Nervosität wieder, damit ich Dir die Geschichten auch gut erzählen kann.
Es sind nämlich Geschichten aus meinem aufregenden -higs- Bärenleben!
Na dann nichts wie los und viel Spaß dabei -higs!

Schwimmen will gelernt sein!

Meine erste spannende Geschichte handelt von meinen ersten erlebnisreichen und unfreiwilligen Schwimmversuchen.

An einem schönen sonnigen Morgen besuchte mich mein bester Freund Piggy.
Piggy ist ein Schwein und hat schon viele lustige Abenteuer mit mir erlebt.
Wenn Piggy sich besonders freut, hüpft er auf der Stelle und sagt oink, oink, worauf ich immer higsen muss, weil es so komisch aussieht.
Piggy fragte mich: „ Du, Higs, wollen wir nicht zum großen See laufen und dort ein wenig spielen?
Ich bin sicher, es wird sehr lustig werden!“
„Na klar!“, antwortete ich „solange wir nicht im Wasser spielen, Du weißt ja, dass mir Papa Bär das Schwimmen noch nicht beigebracht hat!“

Also gingen wir gespannt los, was uns wohl alles erwarten würde und ich musste natürlich mal wieder die ganze Strecke... higsen - hihi!

Am See angekommen, spielten wir Fangen.
Piggy war heute der Fänger.
Um ihm zu entkommen, erkletterte ich einen Baum, weil ich wusste dass Piggy da niemals hochkommen würde.
Denn Piggy war ja ein Schwein und hast Du schon einmal Schweine klettern sehen?
Piggy fand das gar nicht lustig und er rief:
„Hey Higs das ist unfair, jetzt komm da endlich runter!“
Aber ich schaute zu ihm herunter und rief nur:
„Selber schuld, selber schuld!“
Gerade in diesem Moment begann es unter mir verdächtig zu krachen und der Zweig auf dem ich stand brach - grsgr -ab.
Ich sauste mit einer Geschwindigkeit den Baum herunter und –Platsch-, fiel ich ins Wasser.
Vor lauter Aufregung vergaß ich sogar zu higsen.
Ich schrie um Hiiiiiilfeeeeee!
Immerhin konnte ich ja noch nicht schwimmen.
Plötzlich tauchte der Frosch Quax neben mir auf und sagte: „Quak, Higs, du musst deine Beine bewegen, wie ich, quak, schau her, auf, zu ,auf, zu, ganz einfach geht das, quak.“
Aber sooft ich es auch versuchte, es wollte nicht klappen.
Da kam Ente Paula angeschwommen und riet mir, die Beine auf und ab zu bewegen aber das ging auch nicht.
Ich war schon völlig verzweifelt, als Piggy, der schon die ganze Zeit, verdutzt am Ufer gestanden hatte, eine rettende Idee kam.
„Higs, tu doch einfach so, als würdest Du vor dem Wasser versuchen, zu fliehen!“
„Hä, wie soll den das gehen? “, riefen Quax, Paula und natürlich ich!
Und Piggy versuchte uns das ganze an Land vorzumachen, was zugeben reichlich albern aussah. Wäre ich in einer anderen Situation gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht.
Jetzt musste ich es wohl oder übel versuchen.
Ich versuchte also im Wasser zu rennen, so schnell ich konnte und - siehe da, es funktionierte!
Schwupp die wupp war ich trockenen Fußes an Land und mein Schluckauf, der bis dahin still gewesen war, meldete sich nun umso heftiger zurück -higs!
Ich dankte all meinen Lebensrettern für ihre Unterstützung.
Allen, außer Piggy, der freute sich so über meine Rettung, dass er auf der Stelle sprang und ständig oink, oink rief.

Danach liefen wir nach Hause und ich dankte Piggy noch einmal für seine glänzende Idee, die ihm angeblich plötzlich eingefallen war.
Zu Hause angekommen riss ich die Tür auf und rief: „Papa, Papa, Du wirst es nicht glauben ich wäre heute fast ertrunken und habe dabei schwimmen gelernt!“
„Was?“, rief Papa Bär ganz aufgebracht
„Ich habe Dir doch verboten, so weit weg zu gehen!“
„Wieso so weit? Wir waren doch nur am großen See!“ antwortete ich verdutzt.

Und plötzlich begann er zu lachen und zu lachen und zu lachen.
Piggy und begriffen jetzt gar nichts mehr.
Dann prustete Papa Bär: „Der See, der See ist so seicht, dass sogar Du darin stehen könntest, Higs.
Wie willst Du dann darin ertrinken? - hahahihihoho!“
Jetzt erst begriff ich, warum Piggys Plan funktioniert hatte.
Ich war einfach aus dem Wasser gelaufen – und hatte gedacht, ich würde schwimmen!
Jetzt mussten auch Piggy und ich lachen.
Piggy hüpfte auf der Stelle und machte oink, oink und ich lachte und machte gleichzeitig...higs!



So, das war’s für heute und jetzt ab mit Dir ins Bett, damit Du morgen früh ausgeschlafen hast.
Gute Nacht und schlaf schön! –higs!


Nie wieder Süßes!

Meine nächste Geschichte, higs, ist mir noch sehr sehr gut im Gedächtnis geblieben und Du wirst auch gleich erfahren, warum!

An diesem Morgen wurde ich nicht, wie sonst, von einem Kuss von Mama Bär oder von den kitzelnden Sonnenstrahlen auf meinem Fell geweckt, sondern von einem komischen Pochen.

Anfangs dachte ich, es würde vielleicht jemand an die Türe klopfen.
Doch als ich mich in meinem Bett aufrichtete bemerkte ich, dass das Pochen in mir drin war.
Nein, mein Herzschlag war es nicht, der fühlte sich anders an und tat vor allem nicht so schrecklich weh!

Es musste etwas in meinem Mund sein, da das Pochen von dort kam, aber was war es?
Na ja, ich entschied mich, erst einmal etwas zu essen, denn mit leerem Magen geht sowieso alles viel langsamer- und vor allem das Denken!
Wie immer stand mein Brot mit extra viel Honig schon bereit.
Als ich gerade genüsslich in mein Brot biss, schrie ich laut auf: Ahhhh!
Mama Bär kam ganz verwundert angerannt und fragte mich, was los sei.
Ich erklärte ihr: „Mama, higs, beim Aufstehen hat etwas ganz arg gepocht in meinem Mund, und jetzt, als ich in mein, higs, Honigbrot biss, war es, als ob mich etwas an der Stelle gestochen hätte, wie eine Biene, higs!“
Erschrocken über das Ereignis begannen meine Tränen nun in Strömen zu fließen und der Schmerz im Mund wurde immer größer.
Da sagte Mama Bär:
„Higs, ich fürchte, du hast ein Loch im Zahn.
Am besten wir gehen gleich zu Doktor Schneidezahn und lassen den kranken Zahn verarzten!“

Eigentlich gehe ich ja sehr gerne zu Doktor Schneidezahn, denn ich hatte bis zu diesem Tag noch nie ein Loch und musste mich somit auch nicht vor seinen großen Bohrinstrumenten fürchten.
Aber jetzt war ich doch sehr nervös, als ich mit meiner Mama der Praxis des Zahnarztes immer näher kam. Bei jedem Schritt begann das Stechen von neuem und ich jammerte den ganzen Weg.
Meine Mutter versuchte mich zu trösten aber tadelte mich auch gleichzeitig:
„Higs, ich weiss ja, dass die Schmerzen bestimmt sehr heftig sind, aber zugegeben, bist du auch selbst daran schuld.
Wie oft habe ich dich in letzter Zeit dabei ertappt, als du vom Honig und anderen Süßigkeiten genascht hast.
Und was habe ich dir gesagt?“
„Denk an deine Zähne Higs!“, antwortete ich geknickt.

Als wir dann bei Doktor Schneidezahn ankamen vergaß ich vor lauter Aufregung meine Zahnschmerzen völlig.
Der Doktor betrachtete meine Zähne und sagte:
„Ahh, ja, da haben wir ja den kranken Zahn, der so viele Schmerzen verursacht.
Am besten wir ziehen ihn dir, da es noch ein Milchzahn ist.“
„Aber, higs, das wird doch nicht so doll weh tun, higs, oder?“, fragte ich.
„Na ja, wenn du gut mitmachst und deinen Mund schön weit öffnest geht es umso schneller!“

Und eins, zwei, drei, ruck... und draußen war der Übeltäter! –Gott sei Dank.
Immerhin waren mir die großen Bohrer noch einmal erspart geblieben aber so ganz ohne war das Zahnziehen auch nicht.

„Zur Belohnung darfst du den Zahn mitnehmen und etwas aus meiner Spielkiste aussuchen.
Aber denk daran, Honig und andere Süßigkeiten schmecken zwar sehr gut aber du weißt jetzt, wo es hinführen kann, wenn man zuviel davon isst oder die Zähne nicht gründlich putzt!“, sagte Doktor Schneide- zahn zum Abschied.

Irgendwie hat er ja schon recht und Mama Bär hatte mich ja auch nicht umsonst ermahnt!
Deshalb nahm ich mir vor, mich zu bessern!
Zu Hause angekommen hatte Papa Bär ein Überraschung für mich bereit, weil ich so tapfer gewesen war.
Und Du kannst Dir nicht vorstellen, was es war.
Ein ganzer Sack voller Süßigkeiten!

„Oh Papa, das tut mir jetzt aber leid“, entschuldigte ich mich,
„aber ich habe mir in Zukunft vorgenommen nicht mehr so viel Süßes zu essen.
Am besten wir heben die Naschsachen für den nächsten Kindergeburtstag auf!“
Papa Bär war jetzt sprachlos.
„Ich wusste ja schon immer, dass du vernünftig bist, aber man sieht, dass du aus deinen Fehlern lernst.
Ich bin stolz auf dich!“
Stürmisch lief ich auf Papa zu und umarmte ihn!
Das war für mich schöner als alle Süßigkeiten der Welt!

Na, higs, hast Du auch schön Deine Zähne geputzt, bevor Du ins Bett gegangen bist?
Wir wollen doch nicht, dass es Dir auch einmal so ergeht, wie mir!
Also dann schlaf gut und träum was Schönes!

Kleiner Higs ganz groß

Meine letzte Geschichte, ist eine Geschichte über meinen ersten vorzeitigen Schulbesuch.

Du musst wissen, dass ich zwar noch nicht alt genug bin, zur Schule zu gehen jedoch dafür umso neugieriger, wie es da drin wohl so zugeht.

Deshalb bat ich meine Mutter: „Mama, Mama, darf ich nicht einmal mit Ina zur Schule gehen?
Ich würde auch bestimmt nichts anstellen und mich sehr bemühen, bitte, bitte, nur für einen Tag!“

Ina ist meine Kusine und hatte mir am Tag vorher vorgeschwärmt, wie schön es doch sei endlich in die Schule gehen zu dürfen.
Deshalb wollte ich sie unbedingt einmal begleiten.

„Ach, weißt du Higs, die Schule ist doch nur für ältere Kinder. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder kleine Bär plötzlich in die Schule ginge?
Und außerdem würde Inas Lehrerin das auf keinen Fall zulassen!“
Betrübt ging ich auf mein Zimmer und hoffte auf ein Wunder, damit ich doch noch mit Ina in die Schule gehen dürfe.

Fünf Minuten später klopfte es an der Tür.
In einem Affenzahn sprang ich auf, stolperte über meine Schuhe, die ich einmal wieder irgendwo ausgezogen hatte und riss die Tür auf.

Welche Enttäuschung, als ich nicht das erwartete Wunder, sondern meine gutgelaunte Kusine Ina vor der Tür stehen sah.
„Ach, du bist es Ina, higs!“
„Was ist denn mit deiner guten Laune passiert, Higs? Ich dachte, du bist schon voller Vorfreude wegen unseres Schulbesuchs?“
„Schön wär’s !“, antwortete ich betrübt.
„Mama hat gesagt, dass deine Lehrerin das bestimmt nicht erlaubt und ich zu klein für die Schule bin!“

„Na ja, zu klein bist du vielleicht wirklich noch, aber meine Lehrerin würde es erlauben!“
„Was?“, schrie ich aufgeregt.
„Ganz richtig. Na ja ich musste sie ein wenig überreden.
Du weißt doch, dass ich nächste Woche Geburtstag habe.
Und jedes Geburtstagskind darf sich für seinen Geburtstag etwas wünschen.
Da habe ich mir eben gewünscht, dich mitbringen zu dürfen.“
„Oh, Ina, higs, du bist wirklich die beste Kusine der Welt, higs!“
„Und die Klügste!“, fügte Ina hinzu.
„Und die Klügste!“, antwortete meine Mutter, die anscheinend das Gespräch belauscht hatte.

„Eigentlich bin ich nach wie vor nicht überzeugt von der Idee.
Aber bei so viel Einsatz für den kleinen Higs kann ich jetzt fast nichts mehr dagegen haben“, gab sie nun zu.
Ina und ich waren überglücklich und freuten uns schon sehr auf nächste Woche!

Nach einer endlos langen Woche, war es dann endlich soweit, mein sozusagen erster Schultag war gekommen.

Mama und Papa Bär schienen aufgeregter zu sein, als ich, da sie mich dauernd ermahnten, immer bei Ina zu bleiben, schön artig zu sein und die anderen Kinder beim Lernen auf keinen Fall zu stören.

Als Ina dann endlich, noch ganz verschlafen, bei uns klingelte, gratulierten wir ihr erst einmal, immerhin durften wir in all der Aufregung nicht vergessen, dass Ina heute ihren siebten Geburtstag hatte!

Aber dann ging es auch schon los.

Auf dem Schulweg berichtete mir Ina ausführlich von ihren Klassenkameraden und was sie schon alles mit ihnen erlebt hatte.
Ich wurde von Schritt zu Schritt neugieriger und freute mich schon riesig!

In der Schule angekommen, wurde Ina gleich von allen umringt, weil sie wissen wollten, warum ich dabei war.
Ihren Geburtstag vergaßen dabei alle völlig.
Na ja, alle bis auf Susi, Inas beste Freundin, die natürlich auch in Inas Plan eingeweiht war.

Inas Lehrerin, Frau Braun stellte mich gleich darauf vor und erklärte allen den Grund für meinen Besuch. Natürlich fiel ihnen jetzt wieder ein, dass sie etwas vergessen hatten, genau- Inas Geburtstag.
Der wurde jedoch dann mit einer Torte mit sieben Kerzen und einem Geburtstagslied ausgiebig gefeiert.

Danach mussten die Schulkinder wieder etwas lernen. Mit Mathematik fing es an.
Frau Braun hatte hierzu einige Äpfel mitgebracht, um das Rechnen ein wenig zu erleichtern.

„Also lieber Kinder, stellt euch vor, ihr müsst für euere Mutter fünf rote Äpfel, sieben grüne und zwei gelbe Äpfel kaufen.....“

Weiter konnte ich gar nicht mehr zuhören, denn als ich die Äpfel sah musste ich an den wunderbaren Apfelkuchen denken, den Mama Bär gestern gebacken hatte.
Und heute morgen war ich dummerweise so nervös gewesen, dass ich keinen Bissen heruntergebracht hatte.
Jetzt hatte ich plötzlich so einen Hunger, dass... RRRRRH!
Oh, nein, mein Bauch hatte so laut geknurrt, dass mich plötzlich alle Kinder verwundert anschauten und zu tuscheln begannen: swswswsw!
Ich wurde knallrot, wie eine Tomate.
Doch zum Glück lachte Frau Braun nur nachsichtig und schenkte mir einen der Äpfel, damit ich die Zeit bis zur Pause nicht verhungern musste.

Als dann die Mathestunde, in der ich lediglich gelernt hatte, dass Ina eine sehr flinke Rechenkünstlerin war, weil sie die Lösung immer als erste wusste vorbei war, durften auch die anderen Kinder ihre Brote auspacken und in die Pause gehen.

Da war ein Gewirr!
Ich hatte große Mühe, Ina nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich kam mir doch schon sehr klein vor zwischen all den Schulkindern, denn da waren welche, die mindesten schon doppelt so groß waren, wie ich!
Das musst Du Dir einmal vorstellen.
Und einer von ihnen fragte:
„Musst du heute Babysitten, Ina?“
Ich war den Tränen schon sehr nahe – ich und ein Baby, was dachte der sich eigentlich?
Aber zum Glück verteidigte mich Ina und konterte:
„Er ist vielleicht noch etwas jünger als ihr, aber er hat meinen Geburtstag wenigstens nicht vergessen!“
Da waren sogar die großen Jungs etwas beschämt und entschuldigten sich bei mir!

Nach der Pause schwebte ich vor lauter Stolz über so eine tolle Kusine mit ihr in die Turnhalle, da jetzt nur noch Sport auf dem Programm stand.

Doch schon beim ersten Spiel, einem Fangspiel stellte ich fest, dass ich viel viel langsamer als alle war, obwohl ich gegen meinen Freund Piggy bis jetzt jedes Rennen gewonnen hatte.

Und beim Seilhüpfen verschlang ich mich so komisch in dem Seil, dass ich, wie ein Holzpflock umfiel und nicht wieder herausgekommen wäre, hätte mich der Sportlehrer, Herr Habersprung nicht von dem Seil befreit.
Aber es hatte auch wirklich zu komisch ausgesehen, dass ich auf der Stelle mit den anderen Kindern mitlachen musste, die die Szene beobachtet hatten.

Die Sportstunde verflog im Nu und bald war auch mein Schultag zuende.
Bevor wir gingen verabschiedete ich mich noch von Inas Schulklasse, der es anscheinend mit mir auch sehr gefallen hatte, denn einige hatten gesagt:
„Du musst unbedingt einmal wieder kommen, denn heute war es besonders lustig.“
oder „So ein Baby, wie ich anfangs dachte, bist du gar nicht, du bist echt o.k.“

Auf unserem nach Hause Weg alberten Ina und ich noch etwas herum, weil mir heute so viel lustiges passiert war.

Danach feierte die ganze Familie bei Ina zu Hause ihren Geburtstag.

Und erst ganz spät abends gingen Mama, Papa und ich schließlich nach Hause.

Im Bett berichtete ich noch einiges über meinen Schulbesuch, von dem Ina jedoch schon das meiste erzählt hatte.
„Ach, wisst ihr, ich bin jetzt noch ganz aufgeregt, higs, aber das Lustigste war das mit dem Seil, ihr hättet das einmal sehen sollen..... uuahh, bin ich müde........“

„Na dann gute Nacht, Higs, Du Schlitzohr!“
Und als Mama und Papa schon fast aus der Türe waren, murmelte ich noch leise:
„Aber zum Glück habe ich noch etwas Zeit, in die Schule zu gehen, denn ein bisschen zu klein dafür bin ich schon noch!“


So, genug gehört für heute, ich hoffe, es hat Dir gefallen und wünsche Dir eine wunderschöne Nacht!

Dein Higs

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