Mittwoch, 31. Mai 2006

Kreatives Schreiben

I, Praktische Unterrichtsvorschläge zum Konzept des kreativen Schreibens

1. Grundlegung praktischer Anwendungsmethoden des kreativen Schreibens
in ästhetischen Lernfeldern

„Man begreift nur, was man selbst machen kann, und man fasst nur, was man selbst hervorbringen kann“34
Womöglich nur wenige Zitate, wie dieses erneute von Johann Wolfgang von Goethe, fassen die Thematik und Intention des kreativen Schreibens so kurz und präzise zusammen.
Nicht nur die These, dass jeder Mensch die Disposition zu kreativem Schreiben in sich trägt, sondern auch die Freude des Selbstausdruckes, die Freude mit Sprache kreativ umzugehen wird hierin deutlich.35

Die Aufgabe der Schule ist es nun, dem Schüler Methoden bereit zu stellen, die es ihm ermöglichen, selbstständig und eigeninitiiert zu arbeiten.

Ausgehend von der These: „Eine Grundlage des natürlichen Schreibens ist die Tatsache, dass die Sprache multisensorisch, auf mehrere Sinne bezogen ist. Wir sind alle viel zuwenig daran gewöhnt, beim Schreiben zu hören, zu sehen und zu fühlen, weil wir meist so schreiben lernen, als ginge es dabei um eine Tätigkeit, die mit unseren fünf Sinnen nichts zu tun hat.“36,
wurde es als notwendig erachtet, das Konzept des kreativen Schreibens exemplarisch auf verschiedene ästhetische Lernfelder anzuwenden.
Die Anwendungsgebiete erstrecken sich gemäß des Fächerkanons der Grundschule auf einen fächerübergreifenden Sprachunterricht, der die Bereiche des Kunstunterrichts, der Musik- sowie der Bewegungserziehung mit einbezieht.

Anhand verschiedener Unterrichtsbeispiele sollen diese Bereiche nun im Folgenden dargestellt werden. Oftmals stellt die Arbeit innerhalb der verschiedenen Lernfelder eine Vorübung oder gar Vorform zum Prozess des Schreibens dar. Diese sollte deshalb jedoch nicht als weniger wichtig angesehen werden, da gerade in der lustvollen Begegnung mit Kunst, Musik oder Sprache bei den Schülern das Bedürfnis geweckt wird, ihre Ideen schriftlich festzuhalten oder weiterzuentwickeln. Die Ausdehnung des, im ersten Teil der Arbeit theoretisch erörterten Begriffs des kreativen Schreibens soll somit nicht als eine Verflüchtigung gesehen werden, sondern intendiert gezielt eine Bereicherung, die den Schüler in seiner Gesamtheit zu einem selbstständigen schriftlichen, künstlerischen, gestischen und musikalischen Ausdruck verhelfen möchte.

Abschließend wird eine Art Ideenkiste kleinere Schreibspiele liefern, die sich explizit auf den Fachbereich des Deutschunterrichts beziehen.

Prinzipiell sei darauf hingewiesen, dass es aus Gründen der Übersichtlichkeit als sinnvoller erachtet wurde, Arbeitsmaterialien direkt an die jeweilig vorgestellten Unterrichtskonzepte anzuschließen und nicht in einem separaten Anhang beizufügen.




2. Kunstästhetische Lernfelder: Kreatives Schreiben zu Farbimpulsen

Aus Liebe

Als das Blau auf die Welt kam,
schrie das Gelb auf,
quoll über,
wurde gelber als gelb
und sprach auf das Blau ein,
das frisch auf die Welt gekommen war:

Jetzt fließen wir ineinander
Und machen aus Liebe das Grün,
auf das alles grün wird,
grüner als grün.

Günter Grass37

Dieses Gedicht, welches Günter Grass anlässlich eines Schreibprojektes mit der Fragestellung: „Wer schrie vor Freude, als das Blau geboren wurde?“ verfasste zeigt deutlich, wie stark Impulse, die mit Farben in Verbindung stehen unsere Kreativität anregen.
Den Beweis hierfür liefern nicht nur namhafte, erwachsene Schriftsteller, sondern auch Schüler unterschiedlicher Herkunftsländer, die sich ebenfalls mit beachtlichen Resultaten an jenem Schreibprojekt beteiligten.

Diese Vorüberlegungen dienten als Grundlage, um im Rahmen eines multikulturellen Sprachunterrichts Unterrichtssequenzen zu entwickeln, die sich in unterschiedlichster Weise mit dem Thema Farben auseinandersetzen und schließlich in kreative Schreibarbeiten münden.
Sie werden nun im Folgenden vorgestellt.



















2.1 „Königin der Farben“ - ein praktischer Unterrichtsvorschlag

2.1.1 Theoretische Grundlagen
Das Bilderbuch „Die Königin der Farben“ von Jutta Bauer, welches 1998 im Beltz & Gelberg Verlag erschienen ist, soll als Grundlage für die Umsetzung eines „Tagtraums“ (Traumgeschichte) dienen.
Folgende Charakteristika des Tagträumens können angeführt werden:
die Schaffung einer angstfreien und vertrauensvollen Atmosphäre,
die Persönlichkeitsentfaltung und –harmonisierung,
die Fähigkeit, Probleme des Alltags selbständig lösen zu können,
die Entfaltung der Kreativität,
die Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung,
die Schulung kognitiver Prozesse,
die Förderung der Aufmerksamkeit.
Nach Elisabeth Thierer ist jeder Tagtraum in sechs Phasen zu untergliedern:
1.)Die Phase der Themenfindung
2.)Die Phase der Entspannung
3.)Die Phase der Gruppenimagination
4.)Die Aufwachphase
5.)Die Malphase/Schreibphase
6.)Die Gesprächsphase
Bei der Vorbereitung und bei dem Ablauf sind insbesondere folgende Punkte zu beachten:
Das „Tagträumen“ sollte mit allen anwesenden Kindern durchgeführt werden; allerdings sollte die Gruppe nicht allzu groß sein.
Bei der Gestaltung der Umgebung ist es möglich die Kinder mit ein zu beziehen.
Besonders günstig ist es, zwei Zimmer zu benutzen: Der Raum für das „Tagträumen“ sollte gut zu verdunkeln sein und für die Kinder sollten Teppiche/Matten bereitgelegt werden. Der andere Raum kann bereits vorab für die darauf folgende Mal-/Schreib-/Bastelaktion vorbereitet werden.
Kinder, die nicht miträumen wollen, wird hier die Möglichkeit zur Stillarbeit geboten.
Nach dem Traum dürfen sich die Kinder mit ihrem Traum auseinandersetzen.
Anschließend folgt eine Besprechung der Ergebnisse. Die Kinder erzählen von ihren Erlebnissen. Falls sie es wünschen, können ihre Erzählungen aufgenommen werden.
Zum Abschluss kann ein „Traumbuch“ erstellt werden.38

2.1.2 ein praktischer Unterrichtsvorschlag
1.) Vorbereitung auf das „Tagträumen“:
Gespräch über das Träumen
kleinere Stilleübungen
Bild zur Thematik

2.) Entspannungsphase:
„Setz oder leg dich auf deinen Teppich.“
„Such dir eine Stellung, in der du dich richtig wohl fühlen kannst.“
„Stell dir vor, du wärst müde und möchtest dich ausruhen.“
„Wenn du kannst, schließe deine Augen.“
„Deine Augen werden schwer und müde.“
„Du spürst deinen Atem –ruhig und gleich mäßig.“
„Vergiss alles um dich herum und hör nur zu, hör einfach zu.“

3.) Text:
Der Text des Bilderbuchs „Die Königin der Farben“ von Jutta Bauer dient als Grundlage für das „Tagträumen“. Der Text soll zusätzlich mit Effekten untermalt werden, um die verschiedenen Sinne der Kinder anzusprechen.

Einige Ideen zur Ausgestaltung des Textes:
„Du befindest dich in einem fernen und unbekannten Land. Im Land der Königin der Farben. Der Name der Königin ist Malwida. Ihre Untertanen, die Farben, schwirren umher, verfolgen einander und verschmelzen miteinander. Malwida betrachtet das wilde, farbenprächtige Schauspiel glücklich und zufrieden, denn dies war nicht immer so…!
Eines Morgens nämlich trat Malwida, die Königin, vor ihr Schlosstor. (Schritte)
Sie rief ihre Untertanen: „Blau.“ Das Blau kam. Es war sanft und mild. (Leises Rauschen von Wasse/ Meditationsmusik)
Es begrüßte seine Königin freundlich und erfüllte den Himmel, erfüllte die Königin und verschwand leise. (Die Kinder mit Tüchern sanft berühren)
Dann rief Malwida das Rot: „Rot.“ Es warf sie fast um. (Lauter Schlag auf Becken)
Doch sie befahl ihm ein Pferd zu sein und so durchritten sie das Königreich. (Geräusch schlagender Hufe, dargestellt mithilfe von Claves/Lied auf CD:Mouvement: Animé von Debussy)
Das Rot war wild und tat gefährliche Dinge.
Malwida fühlte sich auch wild und gefährlich. Irgendwann hatte sie genug und befahl dem Rot zu verschwinden.
Es blieb ein bisschen Rosa, aber nicht lange, denn dann kam das Gelb. „Bleib!“, sagte sie, „du bist so schön warm und hell.“ (Kinder mit Taschenlampe anleuchte; Kinder mit warmen Gegenstand berühren)
Aber das Gelb war nicht nur warm und hell, sondern konnte auch zickig und gemein sein. (leichte Schläge auf Triangel).
Doch das konnte Malwida auch, und so kam es zum Streit. (Mehrmals kurz auf ein Becken schlagen)
Das sanfte Blau wollte schlichten, aber es konnte sich nicht durchsetzen.
Dann kam noch das neugierige Rot dazu, und alles wurde grau. Und grauer. Und grauer. (Mit Handfläche die Oberfläche einer Trommel reiben)
Malwida war grau, das Schloss war grau, der Berg war grau, der Himmel war grau.
„Hau ab!“ sagte Malwida.
Sie schimpfte, tobte und schrie! (Währenddessen Lied auf CD: Die vier Jahreszeiten: Presto von Vivaldi, nur den Anfang!)
Das Grau ließ sich nichts befehlen, es blieb. So verging eine lange Zeit.
Die Königin der Farben war keine Königin mehr. Sie war nicht mehr sanft, nicht mehr wild, nicht mehr warm, nur noch traurig.
Da musste Malwida weinen. Erst ganz schwach und leise, dann immer stärker und lauter. Es quollen Mengen von Tränen hervor, und je mehr sie weinte, umso mehr verschwand das Grau. (Währenddessen mit Fingerspitzen auf Trommel klopfen, zuerst schwach und nach und nach immer schneller und stärker)
Stattdessen waren überall ihre Tränen. Und da waren sie wieder: Das sanfte Blau (Leises Rauschen von Wasser/Meditationsmusik), das wilde Rot (Duft), das warme und manchmal gemeine Gelb (Kinder mit Taschenlampe anleuchte/Kinder mit warmen Gegenstand berühren).
Sie spielten zusammen… (à Lied auf CD: bspw.: Sunshine Reggae/Allegretto Scherzando von Debussy)
bis sie müde wurden (Lautes Gähnen).
Dann deckte das sanfte Blau alles zu (Tücher über die Kinder legen).39“

4.) Aufwachphase:
„Balle jetzt deine Fäuste ganz fest.“
„Beuge und strecke kräftig deine Arme.“
„Atme tief durch und öffne deine Augen. Gähne ausgiebig.“
„Geh jetzt bitte ins andere Zimmer und setzte dich an deinen Platz.“
„Papier und Stift liegen schon bereit. Male jetzt das wovon du geträumt hast./
„Schreibe deinen Traum auf.“
„Du hast so lange Zeit, wie du brauchst.“

5.) Ausführungen der Schüleraktivitäten
- Kinder malen ein Bild
- Kinder schreiben über ihre Erlebnisse

6.)Gespräch in der Gruppe















2.2 „Weiß weiß bescheid“ – ein praktischer Unterrichtsvorschlag

Das Buch Weiß weiß Bescheid – Ein Farben- Entdecker- Buch,40 welches 1998 in der Baumhaus Verlag AG erschienen ist, bildet zwar die theoretische Grundlage der Unterrichtssequenz, führt diese jedoch nicht an.
Der Verständlichkeit halber soll jedoch zunächst der Inhalt des Buches kurz umschrieben werden.
Das Buch, das mit sehr wenig Text und einfachen Zeichnungen illustriert ist, handelt zunächst von der Farbe Weiß, die auf der Suche nach Gelb ist. Weiß kann Gelb jedoch nicht finden und schließt sich statt dessen Schwarz an, die nun gemeinsam nach Gelb suchen. Auf ihrer Suche treffen sie auf Blau und hören schließlich Gelb und Rot, die in einem lautstarken Streit um weitere Farben verwickelt sind. Der Streit droht zu eskalieren, als sich schließlich auch noch Blau „einmischt“. Da Weiß und Schwarz als alte und weise Farben der Diskussion fern bleiben, werden sie bald Zeugen eines wunderbaren Schauspiels: Unbemerkt haben sich die Farben innerhalb ihres Streits zu einem Regenbogen vereinigt und freuen sich schließlich über ihr Ergebnis!

Wenngleich das Buch zu Beginn der Unterrichtssequenz sicherlich sehr motivierend auf die Schüler einwirkte, so soll jedoch, wie bereits erwähnt ein anderer Anfang gemacht werden:


Hinführung durch Stillen Impuls:
Das Dia eines Regenbogens wird zu Beginn der Unterrichtseinheit an eine freie Wand projiziert. Es soll einige Minuten auf die Schüler einwirken, die sich zunächst nicht dazu äußern sollen.

Für die Hinführung wurde bewusst ein Dia gewählt, da es gegenüber einem Einzelbild auf Papier einige lernpsychologische Vorteile aufweist:

„Die Abdunklung des Raumes und der durch die helle Bildfläche entstehende Kontrasteffekt wirken beruhigend und erhöhen die Konzentration. Die Gefahr einer Ablenkung ist geringer.
Die Leuchtkraft der Farben verstärkt plastische Wirkung und Farbsymbolik.
Die Großprojektion an der Wand wirkt raumschaffend und „einnehmend“. Dadurch dürfte es dem Schüler leichter fallen, sich in die Szene einzuleben.“41

Brainstorming:
Nachdem die Schüler das Bild auf sich wirken ließen, wird der Projektor kurzzeitig abgeschalten und das Wort Regenbogen an die Tafel geschrieben. Die Schüler sind nun aufgefordert Assoziationen oder Ideen in Form von Wörtern, Sätzen oder kleinen Bildchen an die Tafel zu schreiben oder der Lehrkraft zu diktieren. Anschließend werden die einzelnen Aussagen der Schüler vorgelesen und gegebenenfalls in einem Unterrichtsgespräch kommentiert oder erweitert.

Nach dieser Brainstormingphase, erhält jeder Schüler ein Blatt mit der Überschrift:
„Ein besonderer Tag im Leben der Farben“

kreative Schreibphase:
Nun wird das Dia erneut gezeigt und die Schüler haben die Möglichkeit, ausgehend von dem Regenbogenbild einen Text mit der besagten Überschrift zu verfassen.
Es ist den Schülern freigestellt, sie das Dia als Ausgangspunkt für ihre Erzählung sehen oder als Endpunkt oder womöglich völlig andere kreative Texte verfassen.

Innere Differenzierung:
Für Kinder, die vorzeitig mit ihren Texten abschließen, bietet sich die Möglichkeit, zu ihrem Text Bilder zu malen oder mit der Lehrkraft einen großen Klassenregenbogen zu entwerfen, der später mit der Überschrift über die Schülertexte gehängt werden soll.




Lesekreis:
Nach der Schreibphase werden alle Schüler gebeten, ihre Arbeiten mit in einen Sitzkreis zu nehmen, der sich auf unterschiedlich farbigen Decken formiert. Schüler dürfen nun freiwillig ihre verfassten Texte vorlesen und erhalten gegebenenfalls Fragen von ihren Mitschülern darüber.
Zum Abschluss erklärt die Lehrkraft, dass sie heute auch den Text eines Autoren mitgebracht hat, der sich zum gleichen Thema wie sie Gedanken gemacht hat und auch dazu gemalt hat.
Nun wird das Buch „Weiß weiß bescheid“ vorgelesen. Die Schüler haben danach Gelegenheit dieses zu kommentieren oder Fragen zu stellen.

Erweiterungsmöglichkeiten zum Umgang mit dem Buch:
Nachdem die Bilder des Buches sehr einfach gemalt sind, bietet es sich an, das Buch mit Hilfe von farbigem Transparentpapier auf dem OHP mit den Schülern in gewissermaßen selbst zu illustrieren. Hierzu werden lediglich Abrisse von weißem, schwarzem, blauen, gelbem und rotem Transparentpapier benötigt, die gemäß der Buchvorlage platziert werden und bei Überschneidungen der einzelnen Farben ebenfalls einen Mischeffekt erzielen. So kann die Geschichte erneut verlesen werden, während einige Schüler die einzelnen Farben „spielen“.
Natürlich bestünde auch die Möglichkeit die Schüler selbst, ohne erneutes Verlesen des Textes spielen zu lassen oder sie eine neue Handlung ausdenken zu lassen.

Erweiterungsmöglichkeiten, die das Thema Regenbogen bietet:
Besonders für die Fächer Kunsterziehung und Sachunterricht bietet der Regenbogen als Thema reichhaltige Möglichkeiten, wie die Erläuterung des Farbkreises, Mischexperimente, die die Schüler selbst mit Farben durchführen können, physikalische Erläuterungen zum Entstehen eines Regenbogens und der Zusammensetzung des Lichts oder Brechungsexperimente mit Prismen, wodurch die Schüler selbst Regenbögen erzeugen können.
























2.3 „Der, Die, Das und Kunterbunt“ - ein praktischer Unterrichtsvorschlag

Ein Beispiel dafür, dass Farben auch zur gezielten Übung eines grammatischen Gegenstandes, wie den Artikeln und ihrer Flexion dienlich sein können, liefert das Bilderbuch: „Der, Die, Das und Kunterbunt“ von Manfred Schlüter, 199642
In diesem Buch werden die drei Artikel bewusst gemacht indem es das System der Artikel innerhalb eines Textes anbietet. Zunächst soll jedoch der Inhalt des Buches kurz erläutert werden.

Drei fischartige Wesen, der kleine Gelbe (gelbes Dreieck), die kleine Rote (roter Kreis) und das kleine Blaue (blaues Viereck) leben jeweils im gelben, roten und blauen Meer. Als das kleine Blaue sich verschwimmt und ins rote Meer gelangt, wird es von den Roten abgelehnt. Nur vor der kleinen Roten braucht das kleine Blaue keine Angst zu haben. Zu zweit schwimmen sie weiter, geraten in das gelbe Meer und treffen auf den kleinen Gelben, vor dem sie keine Angst zu haben brauchen. Aber die anderen Gelben sehen nicht gerade freundlich aus. Der kleine Gelbe kommt mit. Nun sind sie zu dritt und gelangen ins blaue Meer, wo das kleine Blaue freudig empfangen wird, aber der kleine Gelbe und die kleine Rote müssen weiterschwimmen, denn die Gelben gehören ins gelbe Meer, die Roten gehören ins rote Meer. Da will das kleine Blaue auch nicht mehr im blauen Meer bleiben, und die drei schwimmen weiter, bis sie im kunterbunten Meer landen. Hier bleiben sie und wenn sich irgendein Gelber oder eine Rote oder ein Blaues in ihr schönes Meer verirrt, sagen sie: „Keine Angst, wir beißen nicht!“


Hinführung zum Thema:

Als Basis der Unterrichtseinheit dient das Bilderbuch, das gleichzeitig die Hinführung zum Thema leistet. Aufgrund der Tatsache, dass das Buch sehr anregend gestaltet ist und durch seine Episodenstruktur hervorsticht, regt es die Schüler sehr bald zum Mitsprechen bestimmter Textteile, wie z.B. „Dies ist das rote Meer, das rote Meer ist für die Roten da!“ an.43
Eine Variante neben dem Verlesen des gesamten Textes wäre, den Schülern den Schluss vorzuenthalten und sie nach möglichen Schlüssen zu befragen.

Festigung des Gehörten:

Um die soeben gesprochenen und gehörten Textteile zu festigen schließt nach der Lesephase eine Spielphase an. Hierbei werden einzelnen Schülern gemäß des Bilderbuches je eines der Symbolzeichen, stellvertretend für die drei Artikel umgehängt. Daraufhin platzieren sie sich auf gelbe, rote oder blaue Betttücher, die die verschiedenen Meere symbolisieren und sprechen den gehörten Text in der ersten Person: „Ich bin der kleine Gelbe und leben mit allen anderen Gelben im gelben Meer!“ oder im Chor im Plural: „Wir Gelben können sooo gut sehen... Wir haben vor nichts Angst. Höchstens vor den Blauen oder den Roten.“44

Übung der Artikel durch Lieder und generatives Schreiben:

Das sogenannte „Fischtanzlied“, welches sich explizit auf die Thematik des Buches bezieht, fördert bei den Kindern nicht nur das Verständnis für die Verwendung der Artikel im Nominativ, Akkusativ und Dativ, sondern schafft gleichzeitig durch das Medium der Musik einen veränderte Verarbeitungsmöglichkeit und somit eine effektivere Festigung des Lernstoffes.
Die Melodie des Fischtanzes beruht auf der des Katzentatzentanzes von Fredrik Vahle (1985) und ist somit sehr eingängig.



Langfristiges Einüben der Artikel des Grundwortschatzes mit Hilfe von Spielen:

Mit Hilfe der drei Artikelfische können natürlich auch Übungen von den Schülern bewältigt werden, die nicht mit dem Bilderbuch selbst in Verbindung stehen.
Die Fachzeitschrift Praxis Deutsch bietet in ihrer Märzausgabe Übungsspiele an, die die Symbolik der Artikelfische aufgreifen und zum Einüben des Grundwortschatzes und dessen Begleiter dienen.
Die Beschreibung der Spiele findet sich auf der nächsten Seite.
Allgemein sei dazu festgestellt, dass die Spiele von den Schülern selbst hergestellt werden können, indem Bildsymbole des Grundwortschatzes auf Karten geklebt und ausgemalt werde.
Kontrollblätter, auf den überprüft werden kann, welcher Artikel zu welchem Nomen gehört, ermöglichen den Schülern eine Selbstkontrolle und gestalten das Üben differenzierter.45


Erweiterungsmöglichkeiten zum Umgang mit dem Buch:

Aufgrund der bereits angesprochenen Eigenheit des Buches, dass sich Sätze oder Satzbausteine stetig wiederholen, eignet sich der Text sehr gut als Vorlage für ein Theaterstück. Nicht nur die künstlerische Ausgestaltung des Textes, sondern auch das stetige Wiederholen bestimmter Strukturen, ermöglicht gerade bei schwächeren Schülern eine von ihnen unbemerkte Verbesserung ihres Sprachgebrauchs durch das lustvolle Erlernen von Textpassagen. Darüber hinaus bieten weitere, bereits genannte Ausgestaltungsformen, wie der Fischtanz die Möglichkeit, in das Theaterstück eingebaut und somit zu einer abwechslungsreichen Aufführung beizutragen.

In Bezug auf das selbstständige Verfassen von Texten unter Einbezug der Artikelfische, könnten Schreibanlässe, wie: „Ein Tag als Roter, Gelber oder Blauer“, „Die Familie des Roten, Gelben oder Blauen stellt sich vor“, „Ich als Blauer kann vieles besser als die Roten, weil...“ oder ähnliches geboten werden. Wichtig dabei ist, dass sich die Schüler mit dem gewählten Farbentier identifizieren können und somit leichter Wünsche oder Gefühle ausdrücken lernen.




3.Verbindung kunst- und musikästhetischer Lernfelder

3.1 Theoretische Grundlagen
Das „Musik – Malen“ hat eine Reihe von positiven Funktionen:
Hemmungen werden abgebaut.
Es tritt eine allgemeine Spannung und Lockerung ein.
Die Konzentrationsfähigkeit wird gestärkt.
Die Frustrationstoleranz wird erhöht.
Die Phantasie wird intensiviert und zugleich strukturiert.
Es ermöglicht den Schülern vor allem, persönliche Gefühle und Assoziationen in den Unterricht einzubringen.
Hilfreich ist es mit der graphischen und malerischen Umsetzung von einfachen
Klängen und Geräuschen zu beginnen und dann erst zur zeichnerischen und
malerischen Erarbeitung und Umsetzung von Musikstücken überzugehen.46

3.2 ein praktischer Unterrichtsvorschlag
Es werden zwei Musikstücke ausgewählt, die in starkem Kontrast zueinander stehen
(Zum Beispiel: Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“ und Ravels „Bolero“ oder klassische
Musik und Pop – Musik). Die beiden Musikstücke werden den Kindern vorgespielt;
währenddessen lassen die Kinder ihre Kreide oder ihren Stift passend zur Musik
über das Papier gleiten. Wichtig ist es hierbei, keine bestimmte Darstellung von
den Kindern zu fordern! Auch Farben können benutzt werden, um die verschiedenen
Gefühle und Assoziationen der Kinder auszudrücken.

Man kann hierbei auch variieren. Zuerst wird ein „trauriges“ Musikstück vorgespielt.
An der Tafel sind verschiedene Farbkreise befestigt. Die Kinder sollen nun die Farben
benennen, die sie mit der gehörten Musik assoziieren. Schließlich spielt man den
Kindern ein „fröhliches“ Musikstück vor und fordert sie daraufhin auf, sich zu
überlegen, welche Farben in dieser Musik ihrer Meinung nach vorkommen.
Anschließend dürfen die Kinder das Stück mit Hilfe von Farben darstellen.












4.Verbindung kunst- und bewegungsästhetischer Lernfelder

praktische Unterrichtsvorschläge
Wortbild – Assoziationen:
Sie sprechen Worte aus, die starke emotionale Bedeutungen implizieren, z.B. Explosion, Orkan, Feuersbrunst. Die Schüler improvisieren in wenigen Minuten kurze Skizzen mit Farbe. Eine weitere Variante ist, dass die Kinder auf die einzelnen Worte mit kurzen pantomimischen Körperaktionen reagieren.

Kinetische Körperskulptur:
1. Stufe: Vier Schüler bilden eine Gruppe, von denen drei eine lebende Skulptur darstellen. Der vierte Schüler agiert währenddessen als Designer, Bildhauer, Regisseur usw. Er arrangiert seine Mitschüler zu einer Plastik, wobei diese wie eine Maschine immer wiederkehrende Bewegungen ausführen.
2. Stufe: Der Rest der Klasse lässt sich durch die bewegte Körperskulptur bspw. zur Zeichnung einer imaginären Bewegungsmaschine anregen.

Ein Bild „bilden“:
Mehrere Kinder stellen eine Personengruppe aus einem Gemälde nach. Dazu bedarf es im Vorfeld des genauen Studiums des Gemäldes!47





























5.Musikästhetische Lernfelder

„Dies ist das Gefühl für Laut und Rhythmus,
das weit tiefer reicht als alles bewusste Denken und Fühlen
und das jedes Wort mit lebendiger Kraft erfüllt.“
T.S.Elliot48

Wie dieses Zitat verdeutlicht, wohnt nicht nur einem Lied oder einer Klangmelodie ein gewisser Rhythmus inne. Die Sprache selbst ist von einem Rhythmus geprägt und kann je nach Betonung und Klang verschiedenen Intentionen dienlich sein und unterschiedliche Gefühle im Empfänger wecken.
Anders als im zweiten Kapitel des Praxisteils, in dem es ausschließlich um Klangmelodien und deren künstlerische Umsetzung ging, beschäftigt sich dieser Abschnitt neben Klangmelodien mit der „Musik“ der Sprache und ihren vielfältigen Ausgestaltungs-möglichkeiten.
Aufgrund der Tatsache, dass Musik ein Medium darstellt, dass unseren Sinne sehr stark anspricht und den Menschen in seiner Ganzheit einbezieht, ist sie besonders im Rahmen des kreativen Schreibens von größter Wichtigkeit.49
Daneben gelingt durch den lustvollen und experimentellen Umgang mit Sprachstücken eine neue Begegnung mit Sprache und es können möglicherweise beim Verfassen von Texten Schreibbarrieren abgebaut werden.

Um jedoch mit den Schülern ansprechende und lustvolle Sprachmusik gestalten zu können, erscheint es als notwendig, Instrumente anzufertigen, die den natürlichen Sprachrhythmus unterstützen und hervorheben. Darüber hinaus können mit Hilfe der Herstellung von Instrumenten handwerkliche Fähigkeiten und planmäßiges Vorgehen geschult werden, was einer pädagogischen Konzeption, wie dem Lernen mit Kopf, Herz und Hand sehr entgegen zu kommen scheint.

Ausgehend von diesen Überlegungen werden nun im Folgenden einige Musikinstrumente mit ihrer entsprechenden Anleitung vorgestellt, um in einem weiteren Schritt die Möglichkeiten ihres Einsatzes vorzustellen.

















5.1Musikinstrumente basteln

Die Auswahl der nun vorzustellenden Musikinstrumente, bezieht sowohl ökonomische, als auch ökologische, sowie in der Herstellungsweise liegende Gründe mit ein. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, vorhandene oder leicht erschwingliche Materialien zu nutzen und bei der Herstellung darauf zu achten, dass die zu nutzenden Werkzeuge von den Schülern beherrschbar sind.50
5.1.1 Trommeln
Da Trommeln bei Schülern einen hohen Stellenwert besitzen und sich für jegliche Art von Rhythmus als Begleitinstrument eignen sollen an dieser Stelle einige Varianten vorgestellt werden:
1. Röhrentrommel oder Bongo mit Schlagstäben

Material:
unterschiedlich lange und dicke Pappröhren,
Elefantenhaut,
Gummiringe,
doppelseitiges und einfaches Klebeband,
Korken,
dünne Rundholzstäbe.

Anleitung:
Elefantenhaut mit Schwamm vorsichtig anfeuchten,
die Elefantenhaut mithilfe des doppelseitigen Klebebandes stramm über die Röhre Spannen und zusätzlich mit Gummiringen befestigen,
evtl. mehrere Röhren mit Klebeband zusammenfügen,
in die Unterseite der Korken ein Loch bohren,
die Holzstäbe an einer Spitze anfeilen,
Holzstäbe in die Korken kleben


Eine spezielle Anleitung für stärkere Schüler könnte wie folgt lauten:

Material:
Papprollen,
Elefantenhaut- Papier,
Gummiringe,
Klebeband,
Schwamm
Korken,
dünne Holzstäbe

Anleitung:
Mache den Schwamm ein wenig nass.
Streiche damit leicht über das Papier.
Wickle das Klebeband um die Papprolle und klebe das Elefantenhaut- Papier stramm darauf. Spanne noch einen Gummi darüber.
Hole dir eine Feile.
Spitze damit das eine Ende des Holzstabs an.
Hole dir noch einen Bohrer und Klebstoff.
Bohre in den Korken ein Loch und gib etwas Kleber hinein.
Stecke den Holzstab fest in das Loch.

5.1.2 Rasseln und ähnliche Vertreter

1. Schellenrassel


Material:
Kleiderbügel aus Holz,
Kronkorken,
Perlonschnur.

Anleitung:
In die Kronkorken Löcher nageln,
Kronkorken auf die Perlonschnur ziehen (nach jeweils zwei Kronkorken einen Knoten in die Schnur machen),
Perlonschnur am Kleiderbügel befestigen und spannen.



Eine spezielle Anleitung für stärkere Schüler könnte wie folgt lauten:


Material:

Kleiderbügel aus Holz
Kronkorken
Schnur
Nagel


Anleitung:
Hole dir einen Hammer,
Lege die Kronkorken auf ein Holzbrett.
Schlage mit einem Nagel Löcher in die Kronkorken.
Nimm die Schnur und mache einen Korken hinein.
Dann fädelst du 2 Kronkorken auf die Schnur.
Mache dahinter wieder einen Knoten.
Danach nimmst du wieder zwei Kronkorken, mache immer so weiter.
Wenn du damit fertig bist, nimmst du die Schnur und bindest sie am Kleiderbügel an. Ziehe sie ganz stramm.



2. Regenstäbe

Material:

Pappröhre (z.B. Geschenkpapierrolle)
Nägel, Klebeband,
Füllmaterial (z.B. Reis oder Kies)


Anleitung:

Nägel spiralförmig in 1 bis 2cm Abstand in die Röhre einschlagen,
Band über die Nagelköpfe und ein Röhrenende kleben,
nacheinander mit unterschiedlichem Material füllen und Klang erproben,
sich für ein Material entscheiden und zweites Ende schließe


Eine spezielle Anleitung für stärkere Schüler könnte wie folgt lauten:


Material:

Papprolle
Nägel,
Klebeband,
Reis, Kies



Anleitung:

Hole dir einen Hammer.
Schlage auf der Linie entlang die Nägel in die Papprolle.
Lasse immer etwas Abstand.
Klebe danach das dünne Klebeband über die Nagelköpfe.
Klebe das eine Ende der Papprolle mit dem breite Klebeband gut zu.
Jetzt kannst du den Kies oder etwas anderes in dein Rohr füllen. Probiere verschiedene Sachen aus.
Wie unterscheiden sich die Geräusche?





5.1.3 Weitere Instrumente
1.Reco- Reco


Material:

Rundholz (eventuell abgeflacht),
dünnes Holzstäbchen als „Schrapper“,
Joghurtbecher als Resonanzkörper.

Anleitung:

Kerben in das Holz raspeln/feilen,
Becher auf das Rundholz schrauben.




Eine spezielle Anleitung für stärkere Schüler könnte wie folgt lauten:


Material:

Stock
Joghurtbecher
Dünner Holzstab
Nagel
Schraube

Anleitung:

Hole dir eine Raspel und eine Feile.
Nimm zuerst die Raspel und schnitze Kerben in das Holz.
Versuche es danach mit einer Feile.
Steche mit dem Nagel ein Loch in den Joghurtbecher.
Hole dir dann einen Becher und einen Schraubendreher.
Bohre an ein Ende des Stocks ein Loch.
Schraube den Becher an den Stock.


















2.Stabkastagnetten


Material:
Flache, handliche Leiste,
Bindfaden.

Anleitung:
Zwei kleine, gleich große Holzteile absägen,
Schnittstellen glatt schmirgeln, Löcher der Abbildung entsprechend in alle Holzteile bohren,
die beiden kurzen Holzteile an die verbleibende Leiste so anbinden, dass noch genügend Spielraum bleibt



Eine spezielle Anleitung für stärkere Schüler könnte wie folgt lauten:


Material:

dünnes Brett
Bindfaden
Schere
Bleistift



Anleitung:
Gehe zu der Sägebank.
Säge zwei kleine, gleich große Holzteile ab.
Hole dir Schmirgelpapier und reibe damit über die Kanten.
Hole dir einen Bohrer.
Bohre in ein kleines Holzteil zwei Löcher.
Lege das Holzteil auf das große Brett und steche mit einem Bleistift durch die Löcher.
Auf den Punkten bohrst du dann wieder zwei Löcher.
Mache es mit dem dritten Brett genauso.
Fädle nun einen Faden durch die Löcher.
Knote ihn nicht zu fest.














5.2Selbstgebastelte Instrumente spielen

Wie bereits einleitend erwähnt, sollen an dieser Stelle Möglichkeiten der Anwendung der eigenen Sprache in Verbindung mit verschiedenen Instrumenten vorgestellt werden.
Im Vordergrund stehen dabei weniger das Singen und Begleiten von Melodien, wenngleich dies auch ein reizvoller Aspekt ist, sondern der kommunikative und sinnliche Umgang mit Instrumenten und das Entdecken der Sprachrhythmik durch speziell dafür vorgesehene Verse.
Denn nach der Auffassung von Eva Bannmüller steigert eine wechselseitige Wahrnehmung des rhythmischen das ästhetische Erleben, es erweitert ästhetische Erfahrungsmöglichkeiten, aktiviert die Empfindungs- und Wahrnehmungsbereitschaft und spricht den Menschen als Ganzes an, indem es ihm möglich wird, den Körper als Ausdruckorgan einzusetzen.51
Diese bei den Schülern erweckte Wahrnehmung kann daraufhin für das Schreiben von Texten oder weiterführenden Versen herangezogen werden.

Das Spielen mit Trommeln:
Zu Beginn einer rhythmischen Schulung eignet sich besonders der Einsatz von Trommeln, da diese den Schülern bereits aus anderen Kulturen, wie beispielsweise von afrikanischen Stämmen als Kommunikationsmittel bekannt sind.
Möglichkeiten ihres Einsatzes bieten sich beim Sprechen von Wörtern und der gleichzeitigen Betonung der Silben oder beim Vortrommeln verschiedener Rhythmen und dem Nachahmen durch die Schüler. Leichtere Trommelvorgaben könnten hierbei sein:

Eine Umsetzungsmöglichkeit dieser Rhythmen besteht im Vorspielen von Seiten der Lehrkraft und der daraufhin folgenden Nachahmung von den Schülern.
Nachdem diese Form einige Male mit den Schülern geübt wurde, kann den Schülern in Gruppen Zeit gegeben werden innerhalb der sie sich eigene Rhythmen überlegen dürfen und notieren, mit ihrer Gruppe daraufhin vortragen und nach kurzer Übung mit der gesamten Klasse spielen.
Diese Form des Arbeitens kommt der des kreativen Schreibens sehr nahe. Wenngleich kein Text produziert wird, so formen die Schüler auf der Grundlage bereits gelernter rhythmischer Muster neue Variationen.


Eine darauf aufbauende Möglichkeit des Gebrauches der Trommel spiegelt das Frage- und Antwortspiel wider.
Hierbei wird statt mit Worten mit der Trommel gesprochen. Die Schüler sind aufgefordert, verschiedene Stimmungen mit Hilfe der Trommel zu artikulieren. Somit soll versucht werden, mit den Trommel zu streiten, sich etwas zu erzählen oder beispielsweise zu tuscheln.
Wichtig hierbei ist jedoch, dass die Gesprächspartner aufeinander hören.52

Eine Variante dessen stellt das Erzählen von Geschichten mit Hilfe der Trommel dar.
Hierbei wird eine Geschichte verlesen und gleichzeitig entsprechende Geräusche auf der Trommel nachgeahmt:

Kleine Trommelgeschichte

leichter Wind – dunkle Wolken
gibt´s Regen?
es tröpfelt
der Wind wird stärker
es regnet, es regnet
es heult und pfeift
es schüttet
es gießt
es hagelt
Donner, Blitz, Donnerwetter, Blitzdonnerwetter
es prasselt auf deinen Regenschirm
lauf schnell nach Haus!53



Das Spielen mit anderen Instrumenten:

Neben Trommeln können natürlich auch andere Instrumente für Sprachspiele oder zur Begleitung von Sprechstücken eingesetzt werden. Welche Instrumente eingesetzt werden, hängt von den Vorlieben der Schüler und natürlich dem Repertoire an zur Verfügung stehender Mittel ab. Die nun folgenden Sprechstücke sind einer Sammlung des Lehrstuhls für Musikdidaktik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät Nürnberg entnommen, weswegen keine Angaben über die entsprechenden Quellen gemacht werden können.

Der Sprechtext, eine kleine freche Spinne, eignet sich sehr gut als Entspannungs- und kurze Bewegungsphase zwischen zwei Unterrichtseinheiten. Er ist sehr leicht zu merken und kann von den Schülern deshalb sehr bald mitgesprochen werden. Darüber hinaus sieht der Text vor, neben dem Sprechen die dazu passenden Bewegungen durchzuführen, was wiederum zu einer stärkeren gedanklichen Festigung beiträgt.
Im Sinne des generativen Schreibens, können die Schüler sich neue Strophen zu der von der Lehrkraft vorgeführten ausdenken, die ein anderes Tier mit einschließt oder andere Körperteile einbindet.
Wie die Überschrift besagt, kann das Sprechstück natürlich auch durch Instrumente, wie Rasseln oder Schellen begleitet werden.
Beim Sprechstück, „Erbsen rollen über die Straße“ verhält es sich ähnlich, wie bei dem eben genannten Exemplar.
Wiederum zeichnet sich der Text, der ebenfalls gestisch und instrumental begleitet werden kann, durch seine einfache Struktur aus.
Allerdings muss beim Sprechen des Textes auf die Rhythmik geachtet werden, die sich durch den Wechsel von Viertel- und Achtelnoten auszeichnet.
Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, den Text mitsamt der Begleitung im Kanon zu sprechen und zu spielen, was zu einem sehr schönen Klang führt.

Natürlich kann auch dieses Stück als Schreibanlass dienen, um weitere Gegenstände über Medien oder Gegenstände zu bewegen.

Der musikalische Zoo ist ebenfalls ein sehr motivierendes Sprachstück, bei dem bei der Darstellung der einzelnen Tiere durch die Schüler im gewissen Maße auch ein individueller Ausdruck gefordert wird. So sind Rhythmus und Text zwar vorgegeben, die Bewegungen zur Unterstützung der einzelnen Charaktere jedoch offen gelassen.

Die Gesamtgestaltung des Stückes könnte in der Form geleistet werden, dass die Großgruppe der Schüler in vier gleich große Gruppen eingeteilt wird, die jeweils einen Sprechrhythmus übernehmen. Daneben erhält jede Gruppe für sie typische Instrumente, wie Rasseln, Glocken, Trommeln, Schellenkränze oder ähnliches.
Nach dem mehrmaligen Einüben des Textes in Begleitung mit den Instrumenten, werden die verschiedenen Textpassagen gleichzeitig und somit durcheinander gesprochen und gespielt.

Im nächsten Schritt laufen die einzelnen Gruppen im Raum herum und versuchen ihren Sprechtext mit instrumentaler Unterstützung zu sprechen, ohne von den anderen Schülern aus dem Takt gebracht zu werden.
Ein letzter Schritt könnte darin bestehen, dass jeder Schüler sich zu seinem Tier oder seinem Zuschauer eine eigene Bewegung überlegt, die er dann den anderen Gruppenmitgliedern mitteilt. Daraufhin werden die einzelnen Vorschläge der gesamten Großgruppe mitgeteilt und von dieser nachgeahmt.
Abschließend werden weitere Tiere genannt und Sätze zu ihnen von den Schülern verfasst, die daraufhin wieder in einem bestimmten Rhythmus vorgestellt werden


5.3Klanggeschichten

Die Arbeit mit Texten, die eine klangliche Gestaltung ermöglichen, stellt ein Mittel zur Musikalisierung dar. Mithilfe des musikalisch- gestalterischen Arbeitens mit Texten werden die Kinder beispielsweise für Stille, Umweltgeräusche und Klänge sensibilisiert; des Weiteren lernen sie aktiv zuzuhören, aufeinander zu reagieren und Ort, Dauer und Ausdrucksqualität von Klängen einzuschätzen und selbst einzusetzen.
Auch trägt dieses Verfahren dazu bei, musikalische Strukturen und Prozesse besser zu verstehen. Nach Wilfried Gruhn ist Musikverstehen nämlich nur auf der Basis mentaler Repräsentation möglich:
„Denn Hören lernt nur, wer zunächst eine figurale Repräsentation aufbauen konnte. Man erwirbt figurale Repräsentationen im eigenen Produzieren von musikalischen Ereignissen mit Stimme oder Instrument oder durch körperliche Darstellung von Bewegung.“54
Die beiden Klanggeschichten „Kleinstadtbahnhof“ und „Auf dem Segelboot“ regen die Phantasie der Kinder an und sind Beispiele für produktionsorientierte und ergebnisoffene Lernarrangements. Die Texte werden so weit wie möglich klanglich ausgestaltet, so dass im Idealfall ein kleines Hörspiel entsteht, in dem alles zu hören ist, was im Text beschrieben ist.
Mit den beiden Texten kann selbstverständlich auch szenisch gearbeitet werden.

„Kleinstadtbahnhof“
Auf dem Bahnsteig tummeln sich tschilpende Spatzen.
Sie suchen nach Essbarem.
Der ICE nach München rauscht vorbei.
Die Straßenreinigungsmaschine
mit ihrer großen Drehbürste fährt langsam über den Bahnsteig
und treibt die Spatzen vor sich her.
Der Regionalexpress von Oberneustadt fährt ein.
Eine Schulklasse steigt aus.
Die Kinder hüpfen und trappeln über den Bahnsteig
und durch die Bahnhofshalle.
Sie entfernen sich in Richtung Stadtmitte.
Der Zug fährt ab.
Die Spatzen stürzen sich auf die weggeworfenen Tüten,
Schachteln und Dosen.
Ein alter Mann schlurft über den Bahnsteig.
Er sucht im Papierkorb nach Zeitungen.
Mit den gefundenen Seiten setzt er sich auf die Bank.
Er liest eine Weile, dann schläft er ein.
Die Zeitung fällt zu Boden.
Ein Windstoß erfasst sie und treibt die Seiten über die Gleise.
Eine Wespe schwirrt um den alten Mann herum,
dann eine zweite, eine dritte, ein ganzer Schwarm.
Der Mann erwacht, schüttelt die Wespen ab
und schlurft davon, so schnell er kann.
Die Wespen bleiben zurück und umsummen den Papierkorb.
Zwei Kinder, mit ihren Handys beschäftigt, setzen sich auf die Bank.
Stumm und eifrig bearbeiten sie ihre Mobiltelefone,
die allerlei Töne von sich geben.
Die Wespen gehen geschlossen zum Angriff über.
Die beiden Kinder springen auf und schlagen wild um sich.
Der Wespenschwarm wird aggressiver.
Die Regionalbahn nach Unterneustadt fährt ein.
Die Kinder steigen schnell ein und ziehen die schwere Türe hinter sich zu.
Der Zug fährt ab. Die Wespen schwirren davon.
Auf dem Bahnsteig picken die Spatzen nach Essbarem.




„Auf dem Segelboot“
Ein Segelboot bei Windstille.
Das Wasser gluckert unterm Kiel.
Die Wanten schaben am Mast.
Der Verklicker klickert und klackert leise.
Die Besatzung drischt Skat.
Lachmöwen zischen vorbei.
Das Boot gleitet ins Schilf.
Dort geben Frösche und Rohrdommeln ein Konzert.
Eine Windbö: Die Frösche springen ins Wasser.
Der wind zieht schnell an.
Die Segel knattern.
Die Spielkarten fallen zu Boden.
Das Boot rauscht auf den See hinaus.
Es fährt hart am Wind und brummt dabei.
Der Wind heult.
Wellen schlagen gegen das Boot.55






















6.Ästhetische Bewegungserziehung

Das letzte, noch zu erörternde Lernfeld ist das der Bewegung.
Bewegungsformen, wie Gehen, Laufen, Hüpfen oder Gesten sind gemein, dass sie mit einem verstärkten emotionalen Bewegungsgefühl einhergehen. Sie sind spannend, erzeugen Spaß und beziehen neben dem kinästhetischen auch das akustische Sinnessystem mit ein.56

Aufbauend auf dieser These werden nun im Folgenden zwei Formen der ästhetischen Bewegungserziehung erläutert, die das akustische Sinnessystem mit einbeziehen, wenngleich durch unterschiedliche Mittel.
Beiden obliegt jedoch das Ziel, den Schüler zu einem eigenen ästhetischen Ausdruck zu verhelfen, wie es auch das kreative Schreiben intendiert.

6.1 Bewegung und Musik

Die Idee dieses Konzepts beruht auf der Tatsache, dass Musik verschiedene Stimmungen im Menschen wachzurufen vermag. Stimmungen wiederum können durch Bewegungen zum Ausdruck gebracht werden.
Man versucht nun in der bewussten Verbindung von Bewegung und Musik, eine bewusste Wahrnehmung der Musik zu erzielen und ihre Umsetzung in Form von Bewegungen zu unterstützen. Dieser Ausdruck kann wiederum als Teil des Selbstausdruckes gesehen werden und soll schließlich zu einem besseren Körpergefühl, der Förderung der Kreativität und der Selbstakzeptanz führen.

Innerhalb des Unterrichts kann ein solches Konzept folgendermaßen umgesetzt werden:

Einführung

Zu Beginn werden Bewegungsformen, wie gehen, gleiten, hüpfen, springen oder laufen und deren unterschiedliche Möglichkeiten an Ausführung besprochen.
„Gehen“ kann durch große oder kleine schritte, durch vorwärts oder rückwärts laufen oder durch schnelle oder langsame Bewegungen verwirklicht werden.
Nachdem diese verschiedenen Möglichkeiten besprochen wurden, werden sie praktisch erprobt. Analog verhält es sich mit allen weiteren Bewegungsformen. Allerdings sei darauf verwiesen, dass das Gleiten besonderer Aufmerksamkeit bedarf, da es den Schülern weniger geläufig ist.57

Übung durch Spiel

Nachdem nun die einzelnen Formen der Bewegung besprochen und kurz erprobt wurden, sollen diese gefestigt werden. Dies geschieht mit Hilfe eines Spiels, bei dem ein Wortführer Anweisungen mit Hilfe des Satzes: „Der Chef sagt...laufen“ erteilt und alle anderen diese Bewegung ausführen müssen, bis der Wortführer stopp sagt.
Danach wird eine neue Ansage gemacht.58




Bewegungen zur Musik

Im nächsten Schritt werden die erprobten Bewegungen mit Musik verbunden.
Hierzu werden verschiedene Musikbeispiele vorgespielt, zu denen sich die Schüler nach den eingeübten Bewegungen bewegen sollen.

Daraufhin erhalten die Schüler ein Arbeitsblatt (siehe nächste Seite), auf dem sie angewiesen werden, sich für eine Bewegungsart zu entscheiden und ihre Entscheidung zu begründen.
Danach werden je zwei Hörbeispiele vorgespielt, die Schüler bewegen sich dazu und dürfen daraufhin ihre Bewegungsformen und die Gründe angeben.
Nachdem alle sechse Hörbeispiele vorgestellt wurden, sind die Schüler aufgefordert, den zweiten Teil des Arbeitsblattes in Gruppen zu bearbeiten.59

Diskussion im Sitzkreis

Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen werden daraufhin vorgestellt und diskutiert.

Ausweitung der Bewegungen auf Sprachstücke

Nachdem nun von den Schülern erörtert wurde, welche Kriterien zur Anwendung welcher Bewegung führt, sollte es den Schülern möglich sein, gesprochene Texte ebenfalls durch Bewegungen zu unterlegen.
Hierzu verliest die Lehrerin einen Text zweimal mit unterschiedlicher Akzentuierung, Lautstärke und Tempo.
Die Schüler bewegen sich wiederum danach und können Unterschiede anhand ihrer eigenen Reaktion feststellen.

Erstellung eigener „Bewegungsvorlagen“

Motiviert vom Text der Lehrkraft sind die Schüler nun aufgefordert einen Text zu unterschiedlichen Vorgaben, wie „Der Wind braust durch die Lüfte“, „Heute bin ich traurig, weil“ oder „Heute bin ich glücklich, denn“, verfassen.
Diese werden nach ihrer Erstellung wiederum von der Lehrkraft verlesen und auf ihre Wirkung hin überprüft.















6.2 Bewegung im Ausdrucksspiel

Anders als bei der Bewegung zur Musik, wird im Ausdrucksspiel versucht, Worte fantasievoll und selbstbestimmt in Gesten zu fassen.
Beim Ausdrucksspiel steht ein Text als Spielvorlage im Mittelpunkt. Dieser wird jedoch nicht, wie bei Theaterstücken üblich, gelernt und in seiner künstlerischen Intention geprobt.
Vielmehr steht der spontane und ungezwungene Ausdruck im Vordergrund, der durch den Text ausgelöst wird. Merkmale, die wiederum mit denen des kreativen Schreibens vergleichbar sind.60

Im Folgenden soll nun anhand einer Unterrichtseinheit das Ausdrucksspiel zum Text des selbstsüchtigen Riesen erläutert werden.

Hinführung:

Die Lehrkraft hat zu Beginn der Unterrichtseinheit das Klassenzimmer mit Tüchern, Pflanzen, Tieren und Obst dekoriert und simuliert somit einen wunderschönen Garten.
Den Schülern bleibt nun sich selbst überlassen, wo sie gerne sitzen möchten.
In einem ersten Schritt wird nun ein Abschnitt des Märchens des selbstsüchtigen Riesen verlesen.61

Rollenerarbeitung:

Die Schüler setzen sich nun in einem Sitzkreis zusammen und sammeln zusammen mit der Lehrkraft verschiedenen Rollen, die im Text vorkommen und die darüber hinaus noch gespielt werden könnten oder sollten. Anzumerken wäre hierbei, dass unter Rollen nicht nur Personen zu verstehen sind, sondern auch Bäume, ein Teil der Mauer, Wolken, Vögel, Hasen oder ähnliches.
Diese Methode verhilft den Schülern zu einer tieferen Textarbeit, die über das bloße Zuhören hinausgeht und in ihre Fantasie anregt.62

Spielvorbereitung:

An dieser Stelle werden Rollenwünsche geäußert und Rollen zugeteilt. Daneben wird die Kulisse entsprechend der Vorstellungen der Schüler verändert und gestaltet, sowie auch ihre Charaktere, die mit Hilfe von Tüchern und Accessoires verwirklicht werden.
Daraufhin platzieren sich die Schüler an ihren selbst gewählten Ausgangspunkten.63

Durchführung des Spiels:

Mit Hilfe eines Gongschlags, der das Spiel beginnen und enden lässt, beginnen die Schüler nun anhand des verlesenen Textes ihre Rollen auszuleben. Die Lehrkraft achtet dabei darauf, dass dafür genug Zeit bleibt, fordert jedoch auch von den Schülern, den Text zu interpretieren und in ihr Spiel aufzunehmen. Wenngleich die Schüler bei ihrem Spiel nicht sprechen, so verwirklichen sie ihre Kommunikation durch Gestik, Mimik oder Bewegungen.
Dies ist besonders für sprachlich schwache Schüler bemerkenswert.64
Reflexion:

Nachdem der Text bis zum Ede verlesen wurde und de Gong ertönte, legen die Schüler ihre Rollen ab und bilden erneut einen Sitzkreis. Das sich nun entwickelnde Kreisgespräch dient dazu, positive und negative Erlebnisse in den Rollen der Schüler zum Ausdruck zu bringen.
Die Lehrkraft hat ebenfalls die Möglichkeit, Beobachtungen zu artikulieren, sollte jedoch keinerlei Wertungen bezüglich der Ausübung der einzelnen Rollen machen.65

Schriftliche Verarbeitung:

Im Anschluss daran werden die Schüler aufgefordert, die Geschichte des selbstsüchtigen Riesen aus ihrer Perspektive, das heißt aus ihrer Rolle, die sie im Spiel verwirklichten zu erzählen.
Dies bewirkt zum Einen eine weitere Form der Verarbeitung ihres Spiels, und ermöglicht eine Textproduktion, die stärker als das bloße Erdenken von Geschichten mit dem persönlichen Ausdruck des Schülers verbunden ist.
Darüber hinaus erlernen die Schüler sowohl eine gestische, als auch schriftliche Übernahme einer besonderen Sichtweise, die ihnen auch beim Lesen von Kinderliteratur hilft, sich in die Handlung einzufühlen und diese stärker zu rezipieren, was wiederum zu einem bessern Textverständnis verhelfen kann.

Die produzierten Texte werden daraufhin in einem Klassenbuch, möglicherweise dem „Buch der tausend Möglichkeiten“ zusammengefasst und den Schülern für die Freiarbeitsphase als Lektüre zur Verfügung gestellt. Sie können daraus verschiedenen Sichtweisen der gleichen Handlung erkennen, was ihnen im weitesten Sinne auch in ihrem Sozialverhaltenhelfen kann.




7.Ideenkiste

Neben den bereits erörterten Unterrichtsvorschlägen soll an dieser Stelle kurzen, leicht durchführbaren Sprach- und Schreibspielen Raum gewährt werden, die weniger eine Verbindung kreativer Schreibprozesse mit ästhetischen Lernfeldern anstreben, als zu einem sichereren und angstfreieren Umgang mit der deutschen Sprache zu verhelfen.
Die Spiele und Schreibanregungen bedienen sich keinerlei Ordnung nach Schwierigkeitsgrad oder Altersstufe sondern sind, wie der Gliederungspunkt besagt als eine lose Ideensammlung zu verstehen.

Ausgangspunkt dieser Ideenkiste war folgende Grundlage:
In Untersuchungen zum Spracherwerb werden unter der Bezeichnung „Sprachspiele“ standardisierte Texte mit mehr oder weniger vorgegebenen Inhalten zusammengefasst, die in spielerischer und nicht primär instrumentell – kommunikativer Absicht geäußert werden.
Gerade die in vielerlei Hinsicht verunsicherten mehrsprachigen Kinder in multinationalen Grundschulklassen wollen wissen, was in einer Sprachgemeinschaft als „richtig“ und was als „falsch“ angesehen wird. Das Sprachspiel entlastet diese Kinder. Es bietet ihnen nämlich die Möglichkeit, vorerst keine eigenen Lösungen entwickeln zu müssen, sondern einem vorgegebenem Sprach- und Handlungsschema zu folgen. Wenn sie das Schema beherrschen, werden sie sich genauso kreativ damit auseinandersetzen wie Muttersprachler.

Sprachspiele und Spracherwerb

1. Beispiel: „Als Susi noch ein Baby war“
2. Beispiel: „Der Zauberspruch“
Dies ist ein Zauberkoffer.
In dem Koffer ist eine Schachtel,
in der Schachtel ist ein Zylinderhut,
in dem Zylinderhut ist ein Tuch,
in dem Tuch ist eine Dose,
in der Dose ist ein Buch,
in dem Buch steht eine Geschichte,
in der Geschichte ist ein Wort, das ich nicht verrate!

Wir packen das Wort in die Geschichte,
die Geschichte in das Buch,
das Buch in die Dose,
die Dose in das Tuch,
das Tuch in den Zylinderhut,
den Zylinderhut in die Schachtel
und die Schachtel in den Zauberkoffer!

Dieser Zauberspruch wird auch von Kindern verstanden, die noch kein Wort Deutsch verstehen; vorausgesetzt man packt den Zauberkoffer vor ihren Augen aus und anschließend wieder ein. Die Kinder sollen den Koffer anschließend mit Sprachbegleitung selbst ein- und auspacken. Hierbei lernen sie nebenbei und auf spielerische Art und Weise den Dativ in verschiedenen Genera (Auspacken) und den Akkusativ (Einpacken).66

Schule als Ort für Gedichte – Einige Anregungen:
Ein Gedicht hängt, groß auf ein Plakat geschrieben, als Gedicht der Woche im Klassenzimmer. Bei Gelegenheit findet ein zwangloses Gespräch statt.
Gedichte werden vorgelesen, von der Lehrkraft, von den Kindern, einzeln oder gemeinsam; dazu versetzt man sich vorstellungsmäßig in die Situation des lyrischen Ich, evtl. mithilfe einer Fantasiereise…
Zu Gedichten wird gemalt, Musik gemacht, ein Videoclip aufgenommen, und zwar so, dass das Besondere des jeweiligen Gedichtes zum Ausdruck kommt.
Es werden Lieder gesungen; die Texte werden mit der Vertonung verglichen (z. B.: Hat der schnelle Rhythmus etwas mit dem Inhalt zu tun?). Zu den Liedern wir getanzt mit Bewegungen, die den Inhalt zum Ausdruck bringen.
Die Kinder schreiben selbst Gedichte (z. B.: in Anlehnung an besprochenen Beispiele); sie tragen sie vor, gestalten ein Arrangement an der Wand, machen ein Gedichtbuch.
Die Kinder stellen Gedichte szenisch dar – als Schattenspiel (mit Leintuch oder mit ausgeschnittenen Figuren auf dem Overheadprojektor), als Pantomime, als Sprechszene mit Kostümierung.67


Schule als Ort für Rätsel – eine Anregung:

Ausgangspunkt der Rätselproduktion ist folgende Vorgabe:

Hoch wie ein Haus,
klein wie eine Maus,
stachlig wie ein Igel,
glänzend wie ein Spiegel
- was ist das?

(Kastanie)






Die Schüler sind nun aufgefordert, dieses Rätsel zu erraten.
Daraufhin erhalten sie Gelegenheit, getreu des Verfahrens des generativen Schreibens, eigene Rätsel produzieren.
Zuvor sollten jedoch gemeinsam Adjektive und Vergleichswörter gesammelt und in einer Liste notiert werden
Für die Produktion der Rätsel ist es darüber hinaus wichtig zu wissen, ob der unbestimmte Artikel feminin oder maskulin ist. Deshalb ist dieser Aspekt ebenfalls auf der Liste vermerkt.



Ein Spiel – verschiedene sprachliche Lernziele: Domino und Puzzle mit Variationen
Bei diesem Spiel wird die Sprache bzw. das Sprechen in doppelter Hinsicht aktiviert:
Zum einen müssen die Kinder miteinander reden, um Regeln auszuhandeln, Hinweise zu geben etc. .
Zum anderen sind sprachliche Elemente häufig Gegenstand des Spiels. Deshalb können sie im Sprachunterricht für Übungszwecke genutzt werden.
Beispiele:
Domino: Domino – Steine sind Rechtecke, die aus zwei Quadraten mit jeweils verschiedenen Zahlen, Wörtern, Bildern zusammengesetzt sind. Anlegen kann man jeweils einen Dominostein mit passendem Element.
Dieses Spiel eignet sich zum Vokabellernen bzw. zum Lesetraining für deutschsprachige Kinder, Konjugationen können geübt werden und im Allgemeinen die Grammatik.
Buchstabenpuzzle: Diese sind aus dem Erstleseunterricht bekannt. Man kann mit den Buchstaben beginnen, die die Wörter des Grundwortschatzes ergeben. Zur Differenzierung kann auch eine größere Menge an Buchstaben angeboten werden, aus denen die Kinder beispielsweise ganze Sätze bilden können.
Satzpuzzle
Textpuzzle: Dieses Spiel besteht aus Satzstreifen, die so zu einem Puzzle zusammengefügt werden müssen, dass ein sinnvoller Text entsteht. Dabei werden nicht nur Fähigkeiten zur Textproduktion gefordert, sondern auch zur Textgrammatik.
(Material s. Anhang)
Das Spielmaterial für die meisten Spiele kann und soll gemeinsam mit den Kindern hergestellt werden. Denn bereits die Herstellung des Materials ist eine sprachliche Übung.68


Spiele mit Sprachen:
– Mehrsprachiges Namenspiel
Dieses Spiel eignet sich als Kennenlernspiel bei einer neuen Klasse und es kann bereits im Kindergarten bis etwa zur 3. Klasse gespielt werden.
Verlauf:
Variante 1:
Die Kinder sitzen im Kreis, die Lehrerin gibt einem Kind einen Ball und sagt: „Ich heiße XY, und wie heißt du?“ Das angesprochene Kind antwortet mit dem gleichen Satz in seiner Muttersprache („Mi chiamo XY, come ti chiami?“) und gibt den Ball weiter. Das nächste Kind sagt den Satz in seiner Sprache, gibt den Ball weiter usw., quer durch die Klasse.
Bei diesem Spiel geht es primär darum, die sprachliche Vielfalt erlebbar zu machen.

Variante 2:
Die ganze Runde findet nur in einer Sprache statt. Jedes Kind spricht den Satz in dieser Sprache nach. Hier liegt der Schwerpunkt darauf, einen Satz in einer fremden Sprache einzuüben.69
„Farbensalat international“ – ein Spiel mit den Sprachen der Klasse
Dieses Spiel eignet sich sehr gut zu einer Auflockerungsphase mitten im Unterricht oder auch als Randaktivität zum Anfang oder Abschluss einer Unterrichtsstunde. Es fördert das genaue Hinhören und verschafft den Kindern Bewegung. Es eignet sich etwa ab der 1.Klasse.
Verlauf:
Zuerst übt man das Spiel auf Deutsch ein. Die Kinder befinden sich in einem Stuhlkreis. Jedem ist der Name einer Farbe zugeordnet; in größeren Gruppen kommt jede Farbe mehrmals vor. Ein Kind steht in der Mitte und ruft zwei Farben auf. Diese müssen möglichst schnell ihre Plätze wechseln. Dabei versucht das Kind in der Mitte einen Platz zu ergattern. Das Kind, das keinen Stuhl abbekommt, stellt sich wieder in die Mitte und ruft seinerseits zwei Farben auf.
Statt zwei Farben kann das Kind in der Mitte auch „Farbensalat“ rufen. In diesem Fall müssen alle ihre Plätze wechseln.
Eine leicht abgeänderte Variante stellt der „Farbensalat international“ dar. Hier findet dasselbe in einer anderen Sprache statt. Vorher werden die Namen der Farben an die Wandtafel geschrieben und die Aussprache mit den Kindern gut geübt.70

Schreibspiele:
Synonyme finden

Um den Grundwortschatz der Schüler zu erweitern und zu vertiefen, bietet sich das Finden von Synonymen an:

Aufgabe:
Finde Synonyme (das bedeutet andere, ähnliche Wörter für ein Wort).
Fahre mit dem Einkaufswagen im Schreibladen durch die Wörterregale und packe andere und ähnliche Wörter ein für:

schön
gut
schlecht
kalt
arbeiten
fahren
essen
Schule
Zimmer
Fernseher

Bilde dann mit den eingepackten Wörtern Sätze oder erzähle ganz kurze Geschichten.

Daneben besteht auch die Möglichkeit, literarische Textteile auszuwählen und darin Wörter zu unterstreichen, die durch ein Synonym zu ersetzen sind.71


Begriffe finden:

Hierbei sind die Schüler dazu angehalten, Oberbegriffe für Nomen zu finden:

Aufgabe:
Finde die passenden Begriffe.

Eine Tasse ist ein Gefäß.
Ein Apfel ist Obst.
Ein Tisch ist...
Eine Uhr ist...
Eine Katze ist...
Ein Buch ist...
Ein Mensch ist...
Die Erde ist...
Düsseldorf ist...
Ostereier suchen ist...

Darüber hinaus können auch Wörter gesucht werden, in denen stets ein bestimmter Begriff enthalten ist, wie zum Beispiel Tasche in Taschentuch oder Handtasche usw. 72

Lückentexte:

Wenngleich sich diese Art von Schreibspielen auf den ersten Blick keinerlei Kreativität zu entbehren scheint, so kommt es doch dabei auf die Aufgabenstellung an:

Verlangt diese, Lücken mit ungewöhnlichen und unerwarteten Wörtern zu füllen, so wird die Kreativität der Schüler doch angeregt und es wird Freude bereiten, sich die gefundenen Lösungen gegenseitig vorzulesen.73




















Kreativität als Gegenmittel
- eine abschließende Bemerkung

„Sie ist ein wichtiges Gegen- mittel, ein notwendiges Korrektiv in Gesellschaften, die dazu neigen, alles „durchzurationalisieren“, die die Spontaneität, die Irregularität und damit die Humanität unterdrücken, um den Plan und die Ordnung einzuhalten.“74

Dieses abschließende Zitat Hartmut von Hentigs könnte deutlicher und unverblümter nicht ausdrücken, welche Programmatik Kreativität in sich trägt.
Wenngleich den Schülern durch das Konzept des kreativen Schreibens kein politisch, gesellschaftlicher Umbruch gelehrt werden soll, so wird ihnen jedoch durch die Annerkennung des Fehlers, also der Irregularität als Fortschritt oder etwa der Ermutigung nach der Erforschung ihrer kulturellen Wurzeln, vor Augen geführt, dass ein sprachliches Ausbrechen aus der bestehenden Ordnung zu mehr Lustgewinn in der Zweitsprache führen kann.
Die Arbeit hat gezeigt, dass durch die Vielzahl an Möglichkeiten, die das kreative Schreiben bietet, für jeden Lerner der deutschen Sprache ein ganz eigener und unkonventioneller Zugang zur Sprache geschaffen werden kann.
Darüber hinaus wurde besonders versucht, Verknüpfungen des kreative Schreibkonzeptes mit ästhetischen Lernfeldern zu schaffen, um den Schüler in seiner Ganzheit auf unterschiedlich sensorische Weise zu führen.


Zusammenfassend ließe sich feststellen, dass diese Hausarbeit in seiner letzten Instanz versucht hat, der ursprünglichen Definition von Kreativität, von creare stammend, näher zu kommen, indem sie nicht versuchte, dem Schüler auswendig zu lernende Regeln vorzugeben, sondern ihm Impulse auf dem Weg zur Verwirklichung seiner eigenen ganzheitlichen Identität mit eigenen Denk- und Verhaltensweisen gab.

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